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Osterhase kann auf
fleißige Helfer bauen

Vor den Feiertagen ist im Café Wölke Hochsaison

Von Stefanie Westing
und Markus Poch (Fotos)
Sennestadt (WB). Viele Helfer braucht bekanntlich der Osterhase, sollen pünktlich zum Fest alle Naschereien versteckt sein. Auch in der Vorbereitung sind eine Menge fleißige Hände gefragt. Wie sonst könnten die leckeren Schokoladenhasen, Marzipanfiguren oder Ostereier rechtzeitig beim Empfänger landen? Dafür, dass im Bielefelder Süden kein Nest leer bleibt, sorgen unter anderem Dirk Windau und seine Mitarbeiter vom Sennestädter Café Wölke.

Schon acht Wochen vor dem Osterfest beginnt in der Konditorei die Saison von Osterhase & Co. »Darin unterscheiden wir uns von der Industrie: Wir stellen alles Österliche frisch her und sind dabei sehr flexibel«, erklärt der 37 Jahre alte Konditormeister, seit 2000 Inhaber des Betriebes an der Rheinallee. Bei den Ostereiern, Törtchen oder Marzipanhasen liegt die Liebe im Detail. Der eine Hasenmann raucht Pfeife, eine Häsin hat eine blumige Schleife im Haar, eine andere trägt eine Perlenkette um den Hals. »Alles Handarbeit«, sagt Dirk Windau.
16 Mitarbeiter, davon elf Auszubildende, sind in der Produktion damit beschäftigt, die Waren herzustellen, um 14 Meter Verkaufstheke zu füllen. Ostertörtchen, Mandelsplittereier, Baumkuchen, Lämmer und andere Leckereien entstehen dabei neben der »normalen« Tagesproduktion. Und auch wenn die Vorbereitung auf das Osterfest in der Konditorei nicht mit der Advents- und Weihnachtszeit zu vergleichen ist, erleben Windau und seine Mitarbeiter - neben 16 in der Produktion weitere 16 im Verkauf - die Zeit vor den Festen doch anders als die Kunden. »Der Stress ist groß, weil die Industrie ein so hohes Tempo vorlegt. Weihnachten ist es aber schlimmer als Ostern - wenn man im August die ersten Stollen im Supermarkt kaufen kann, baut das schon einen gewissen Druck auf«, weiß der 37-Jährige.
Das Ostergeschäft beginnt in seinem Café recht spät - reine Nervensache, sagt der Chef. »Erst in den letzten Tage vor dem Fest kommen die Kunden, um Ostersachen zu kaufen.«
Der Konditormeister selbst mag am liebsten die kleinen Ostertörtchen, bestehend aus einer Apfelcreme mit Marzipan und Zitronensaft auf einem Baumkuchenboden - wie alles eine Eigenkreation. Die Torte wird mit weißer Schokolade überzogen, danach nimmt ein Marzipanhase darauf Platz. Mit Schokolade wird anschließend ein Ostergruß auf die ovale Köstlichkeit geschrieben. Diese Aufgabe übernimmt in diesem Fall Tanja Peitzmeyer, Auszubildende im zweiten Lehrjahr. Die verschnörkelte Schrift übt die 18-Jährige seit Beginn ihrer Ausbildung. »Wir legen viel Wert darauf, dass die Auszubildenden rechtzeitig anfangen zu üben. Das Spritzen und Garnieren verfolgt einen Konditor nämlich ein Leben lang. Auf Torten, auf Dessertteilchen - man kommt nicht drumherum«, erklärt der Konditormeister.
Er selbst wollte ursprünglich gar nicht diesen Beruf ergreifen - und das, obwohl Großvater, Vater und Bruder auf diesem Gebiet tätig waren oder sind. »Der Familienfrieden hat gelitten, als ich überlegte, in einer Bank anzufangen. Wir haben dann einen Kompromiss gefunden: Ich mache die Ausbildung, und wenn es mir keinen Spaß macht, wechsele ich.« Heute ist Windau froh darüber, sein eigener Herr zu sein und in seinem Beruf seine Kreativität auszuleben. Und anderen Menschen eine Freude machen zu können. Denn das, was von den 350 Marzipanfiguren und 250 bis 300 Schokoladenhasen nicht über die Ladentheke geht, schenkt er nach Abschluss des Ostergeschäfts den Jungen und Mädchen eines Kinderheimes in Heideblümchen.

Artikel vom 14.04.2006