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Alle Mann(ia) vor
dem Aufstieg

Aachen: Ein Ostwestfale ist Kapitän

Von Hans Peter Tipp
Bielefeld (WB). Karneval war gestern. Aufstieg ist Montag. Aachen rüstet zur größten Feier des Jahres. Nach 36-jähriger Abwesenheit wird die Alemannia in die 1. Fußball-Bundesliga zurückkehren. Die Frage ist nur noch: Wann genau?
Vor dem Aufstieg: der Ostwestfale Reiner Plaßhenrich in Aachen.Foto: dpa

Selbst im Falle einer Niederlage gegen den VfL Bochum könnte es bereits am Ostermontag so weit sein. Schlimmstenfalls müssten die Schwarz-Gelben einen Woche warten. 14 Punkte Vorsprung auf den vierten Platz. Das wird sich die Alemannia auf keinen Fall nehmen lassen bei nur noch fünf Begegnungen.
»Niemand kann uns jetzt noch aufhalten«, sagte Reiner Plaßhenrich bereits vor zwei Wochen nach dem 1:0 beim TSV 1860 München. Der defensive Mittelfeldspieler kann es kaum erwarten, die ultimative Beförderung eines Fußballers mitzuerleben - den Aufstieg in die höchste deutsche Spielklasse. Es wäre die Erfüllung eines Traumes für den Kicker aus Ostwestfalen, der in Hövelriege aufgewachsen und über Stukenbrock, Verl, Fürth, Paderborn und Lübeck 2004 nach Aachen kam. Dort ist er nicht der Einzige mit OWL-Verbindung: Trainer Dieter Hecking spielte einst für den TuS Paderborn-Neuhaus, Stammspieler Alexander Klitzpera und Reservist Bernd Rauw (fehlt oberschenkelverletzt am Montag) für Arminia Bielefeld. Zu ostwestfälisch soll es im Grenzland aber auch künftig nicht zugehen. »Wir wollen uns wie andere mit bescheidenen Mitteln etablieren. Was nicht heißt, dass wir wie Mainz werden wollen oder wie Bielefeld. Wir machen es auf unsere Art, als Alemannia Aachen«, sagt der Trainer.
Plaßhenrich, dessen Einsatz gegen Bochum wegen einer Innenbanddehnung im Knie gefährdet ist, ist als Abräumer vor der Abwehr zur festen Alemannia-Größe geworden und als Kapitän zur Führungsperson gereift. »Aachen ist meine bisher größte und vor allem fußballverrückteste Station«, sagt der 29-Jährige, der seinen Vertrag inzwischen vorzeitig um drei Jahre bis zum 30. Juni 2009 verlängert hat: »Ich fühle mich wohl hier. Sonst hätte ich nicht so lange unterschrieben.«
Länger als der Kapitän ist die Kultfigur Willi Landgraf an Bord. Doch der 37-jährige Kämpfer weiß im Gegensatz zum 36-jährigen Erik Meijer, der ins Klubmarketing wechseln soll, noch gar nicht, ob er in der 1. Liga an Land geht. Aachen will »Wiiilllliii« und hat ihm als Stand-by-Spieler mindestens einen Erstliga-Kurzeinsatz versprochen.
Doch der »Sympathikus« braucht Bedenkzeit: »Die Alemannia ist mein Verein, ich liebe diesen Klub. Nach sieben Jahren mit dem Höhepunkt des Aufstieges muss ich mir jetzt überlegen, wie es weitergehen soll. Ganz ehrlich: Ich weiß es noch nicht, ich bin noch nicht mit mir im Reinen.« Eines aber weiß Willi: »Wenn wir aufsteigen, wird das eine Sause, wie sie Aachen noch nicht gesehen hat«.

Artikel vom 14.04.2006