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Der richtige Bremspunkt

Expedition zur Venus vor dem heikelsten Augenblick

Darmstadt (dpa). Nach einer 400 Millionen Kilometer langen Reise durch das Weltall steht der ersten europäischen Expedition zur Erforschung der Venus der heikelste Moment noch bevor.
Am kommenden Dienstag wird die Raumsonde »Venus Express« der Europäischen Weltraumagentur ESA in die Umlaufbahn des wolkenverhangenen, höllisch heißen Planeten einschwenken.
Im Europäischen Raumflugkontrollzentrumin Darmstadt laufen die Vorbereitungen auf diesen kritischen Moment auf Hochtouren. Mit einer Reihe von ferngesteuerten Manövern muss die Sonde im richtigen Augenblick abgebremst werden. Sonst kann die Schwerkraft der Venus sie nicht einfangen, der »Venus Express« würde mit 29 000 Kilometern pro Stunde auf den Planeten zurasen und zerschellen. Gelingt das Bremsmanöver nur teilweise, könnte die Sonde über den zweiten Planeten des Sonnensystems hinausschießen. Die Kontrolle über den »Venus Express« würde unterbrochen und die Sonde würde über die natürliche physikalische Bewegung erst 2010 zurück zur Venus kommen.
An solche Horrorszenarien glaubt im Kontrollzentrum freilich niemand. Die wissenschaftliche Arbeit des 220 Millionen Euro teuren Prestigeprojektes beginnt erst, wenn der Satellit Anfang Mai seine Einsatz-Flugbahn erreicht und die Venus in einer Höhe von mindestens 250 und maximal 66 000 Kilometern über den Polen umkreist.
ESA-Generaldirektor Jean-Jacques Dordain hatte bereits vor dem Start der Sonde auf die »großen Erwartungen« an die Mission hingewiesen
Um die Entwicklung des Klimas auf der Erde zu verstehen, gelte es, die allgemeinen Mechanismen von Planetenatmosphären zu entschlüsseln. Die Venus sei in diesem Zusammenhang von großem Interesse, weil sie und die Erde einmal große Ähnlichkeit aufgewiesen hätten.

Artikel vom 07.04.2006