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Kalkulation bleibt geheim

E.ON kontra Gaspreisverweigerer

Von Edgar Fels
Paderborn/Dortmund (WB). Die Richterin hatte keine Chance. Weder die die drei Anwälte von E.ON Westfalen-Weser noch der Anwalt der 15 beklagten Gaskunden, Reinhard Weeg, wollten von ihrem Standpunkt beim Gütetermin gestern im Landgericht Dortmund abweichen.
Weiterhin zuversichtlich: Roswitha Köllner.

Der Saal 150 im ersten Stock des Dortmunder Landgerichtes war restlos überfüllt, als Richterin Marlies Bons-Künsebeck um kurz nach 11 Uhr den Raum betrat. Zwölf der 15 anwesenden Beklagten aus Paderborn und Umgebung hatten sich unter die Zuschauer gemischt und auf den hinteren Bänken Platz genommen. »Ich will Sie als Partei vorne sehen«, sagte Bons-Künsebeck und so gab es zunächst einmal ein munteres Stühlerücken. Auf der Anklagebank hatten sich Andreas Zierbarth und Josef Köjer gesetzt. Zu Wort mussten sie sich nicht melden, das übernahm ihr Anwalt Reinhard Weeg.
Ihnen gegenüber saßen mit Stefan Tüngler, Bernd Kunth und Manfred Ehlers gleich drei E.ON-Anwälte. Die Richterin sah zunächst in einem gütlichen Vergleich eine Möglichkeit, das Verfahren schnell zu beenden. Rechtsanwalt Weeg bestand jedoch - wenn auch in einem kleinen Kreis mit einem Wirtschaftsprüfer - auf eine weitgehende Offenlegung der Gaspreis-Kalkulation.
Darauf ließ sich E.ON-Anwalt Bernd Kunth nicht ein. »Das läuft auf eine Gesamtkontrolle des Unternehmens hinaus.« Kunth verwies darauf, dass E.ON eine Transparenz-Offensive gestartet habe. Zudem beklagte er, dass das Verfahren für E.ON einen hohen Verwaltungsaufwand bedeute, der sich in den Gaspreisen niederschlagen dürfte. »Das alles führt zur Verteuerung von Energie.«
Mit gemischten Gefühlen verfolgten die Beklagten selbst das juristische Hin und Her. Anita Stöver (43) aus Büren ist sich nicht sicher, ob die Geschichte für sie gut ausgeht. »Ich befürchte, dass wir als Verbraucher einem Monopolisten wie E.ON ausgeliefert sind,« sagte sie. »Käufer und Verkäufer sollten sich als Partner sehen und fair miteinander umgehen.« Skeptisch ist auch Erika Murach, die mit ihrem Mann in Haaren ein Taxiunternehmen führt. »Wir haben uns ein Gasauto gekauft und ein Haus mit Gasheizung gebaut. Jetzt sind wir gebunden und der Gaspreis steigt immer weiter«, ärgert sie sich. Sie befürchtet, dass E.ON am Ende Recht bekommt. Dagegen sieht Roswitha Köllner von der Initiative »Gaspreise runter« nach wie vor gute Chancen für den Kunden.
E.ON-Vorstandsvorsitzender Hans-Peter Villis zeigte sich mit dem Verlauf des Verfahrens »nicht unzufrieden«, berichtete E.ON-Sprecher Meinolf Päsch, nachdem er seinen Chef per Handy informiert hatte. Anwalt Weeg sagte, er glaube nicht, dass bereits am 11. Mai eine Entscheidung falle.

Artikel vom 07.04.2006