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Menschen in
unserer Stadt
Ökkes Tasar
Migrationsratsmitglied

»Es war der 23. April 1966 - ein Samstag«, erinnert sich Ökkes Tasar nach fast exakt 40 Jahren noch ganz genau an den Tag, an dem er nach Deutschland kam. Sein Vater, der sechs Jahre zuvor schon die türkische Heimat verlassen hatte, war in Schloß Holte bei einem Offsetplatten-Hersteller beschäftigt. Und dort sollte sein 15-jähriger Sohn nun ebenfalls arbeiten.
Dass der kein einziges Wort Deutsch sprach oder auch nur verstand, es interessierte damals niemanden. Ebenso wenig die Schulpflicht. »Bereits zwei Tage danach, am Montag, begann für mich die Maloche - sechs Tage die Woche, zwölf Stunden am Tag, brachte ich den anderen Arbeitern das Material«, sagt Ökkes Tasar.
Irgendwie - »zwischen den Arbeitsplätzen« - habe er auch Deutsch gelernt. »Ich war noch jung, das ging leicht«, meint er. Tasar war nicht nur jung, er war auch fleißig und ehrgeizig. Und als wenige Monate darauf seine Mutter und die vier jüngeren Geschwister ebenfalls aus der Türkei nach Schloß Holte zogen, war der »Familienmensch« Ökkes um einiges glücklicher.
1971 kehrte er noch einmal für zwei Jahre in die Türkei zurück - er musste zum Militär. Das hatte auch erfreuliche Folgen: Der junge Mann lernte nämlich eine junge Dame namens Remzye kennen. Mit diesem »Souvenir« ist er seit fast 33 Jahren glücklich verheiratet. Zur Familie gehören zwei Töchter, 27 und 20 Jahre alt, und ein Sohn (20).
Dass alle drei gute Ausbildungen erhalten, war Tasar, der seit 1973 als Lagerverwalter im grafischen Großhandel Dortschy in Brackwede beschäftigt ist und seit 1994 einen deutschen Pass besitzt, besonders wichtig. »Die Älteste ist Industriekauffrau, die Jüngste macht ein Ausbildung zur Industrie- und Großhandelskauffrau, und der Sohn studiert in Paderborn internationale Wirtschaft«, sagt er stolz.
Eines hat Ökkes Tasar allerdings bis heute nicht gelernt: sich auf die faule Haut zu legen. Seit 1999 ist er Mitglied im Bielefelder Migrationsrat sowie Ehrenmitglied im »Frauencafé«. »Dort bin ich Mädchen für alles«, sagt er lachend. »Ich helfe bei schweren Arbeiten.« Außerdem ist Tasar Gründungs- und Vorstandsmitglied im Griechisch-Türkischen Freundschaftsverein. Annemargret Ohlig

Artikel vom 06.04.2006