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Die Dämme an der Elbe halten

Heute wird der voraussichtliche Höhepunkt des HochwassersĂŠerreicht

Dresden (dpa). Letzte Schutzmaßnahmen und banges Warten: Einen Tag vor dem voraussichtlichen Höhepunkt des Hochwassers ist die Elbe in Sachsen und Tschechien gestern weiter gestiegen.

Laut Hochwasserzentrale wird der Scheitel heute in Sachsen etwa 7,60 bis 7,70 Meter hoch sein. Bislang war von 7,85 Meter ausgegangen worden. Feuerwehrmänner und Helfer füllten Sandsäcke auf, Polizisten brachten Anwohner in Sicherheit und sperrten Uferstraßen. In Tschechien wurde für einige Regionen der Notstand ausgerufen. In den über die Ufer getretenen Wassermassen starben dort bislang sieben Menschen. Auch in Österreich und Ungarn verschlimmerte sich die Lage in den Flutgebieten.
In Sachsen mussten bisher mehrere 100 Menschen ihre Häuser verlassen. Für mehrere Orte galt Katastrophenalarm. Nach Angaben des sächsischen Innenministeriums sind mehr als 4300 Menschen unmittelbar vom Hochwasser betroffen. Die 120 Dämme entlang der Elbe halten dem Wasser aber noch Stand.
Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) warnte davor, das Hochwasser mit der Jahrhundertflut 2002 gleichzusetzen. »Wir dürfen Sachsen jetzt nicht als Katastrophenland darstellen. Das ist der Situation nicht angemessen«, sagte der Regierungschef in Meißen.
In Niederösterreich brach gestern Morgen ein Damm an der March und überflutete den Ort Dürnkrut. Viele Einwohner der 2100-Seelen-Gemeinde wurden von den Helfern aus dem Schlaf gerissen.
»Die haben den Sirenenalarm einfach nicht gehört«, berichtete ein Feuerwehrmann. 250 Häuser mussten evakuiert werden. Familien, die nicht bei Verwandten unterkommen konnten, wurden in benachbarten Schulen untergebracht.
Der Dammbruch legte die internationale Bahnverbindung nach Tschechien lahm.
Auch in Tschechien stieg das Wasser der Elbe weiter. In der nordböhmischen Stadt Aussig wurden für die nach Sachsen strömende Elbe gestern 8,80 Meter gemessen, normal sind zwei Meter. Die Regierung in Prag rief nach einer Sondersitzung den Notstand für sieben Regionen aus.
In Ungarn waren mehr als 10 000 Katastrophenschützer und Freiwillige im Einsatz. Sie bauten Dämme aus Sandsäcken und halfen bei der Versorgung der vom Wasser umschlossenen Siedlungen. Landesweit wurden 458 Menschen aus 52 Ortschaften in Sicherheit gebracht.
Für den besonders betroffenen Norden erklärte Ministerpräsident Ferenc Gyurcsany gestern den Notstand. In Ungarn führen die Donau und die Theiß samt ihren Nebenflüssen Hochwasser. Mit dem Höchststand wird in der Hauptstadt Budapest und im Norden heute gerechnet.

Artikel vom 04.04.2006