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Kahn unter Anspannung

Erstes Spiel nach WM-Ausbootung gegen Werder

Bremen/München (dpa). Für Oliver Kahn wird der Nord-Süd-Klassiker zwischen Werder Bremen und Bayern München an diesem Samstag zu einer der größten Bewährungsproben in seiner Karriere.

Im ersten Spiel nach seiner Ausbootung als WM-Torwart Nummer 1 steht der enttäuschte Bayern-Keeper unter einer extremen nervlichen Anspannung. Bundestrainer Jürgen Klinsmann auf der Tribüne und 42 000 Zuschauer im ausverkauften Weserstadion werden jede Aktion des Torhüters beim von WM-Schiedsrichter Markus Merk gepfiffenen Bundesliga-Schlager ganz genau verfolgen.
»Ich will mich in den nächsten Wochen voll auf die Aufgaben beim FC Bayern, in der Bundesliga und im DFB-Pokal konzentrieren«, kündigte Kahn eine Trotzreaktion an. Seine Zukunft im Nationalteam ließ er offen. Dennoch wird für Bundestrainer Klinsmann, für den die Bremer zwei Plätze reserviert haben, die Begegnung zu einer WM-Bestandsaufnahme mit zahlreichen Nationalspielern in beiden Teams. Für die Bundesliga ist es praktisch die letzte Chance auf Spannung im Titelkampf: Bei einem Sieg können die Bremer den souveränen Tabellenführer Bayern, der sieben Zähler vor dem Hamburger SV und zehn vor Werder rangiert, noch einmal ins Wanken bringen.
»Das ist unser letztes Spitzenspiel für die Saison, das wollen wir natürlich gewinnen. Wir wollen in Bremen die Weichen weiter in Richtung Meisterschaft stellen«, sagte Bayern-Trainer Felix Magath. Er rechnet auch nach dem Wirbel um die WM-Entscheidung fest mit einem Einsatz von Kahn, der beim nicht-öffentlichen Abschlusstraining am Freitag mit leichter Verzögerung auf den Platz kam. »Er hat im Training einen guten Eindruck gemacht und war ganz locker. Er ist gut drauf«, beurteilte Magath die Form der Nummer 1 im Bayern-Tor.
Nach seiner Rippenprellung, die ihn zuletzt zwei Mal zur vorzeitigen Aufgabe zwang, absolvierte Kahn in dieser Woche wieder das komplette Trainingsprogramm und will gegen Bremen seinen Fauxpas aus der Vorwoche gegen Köln vergessen machen. »Wenn die Bundestrainer Jens Lehmann vorne sehen, dann ist das ihre legitime Entscheidung. Ich finde es unglücklich, dass dies vor einem Spieltag bekannt gegeben wird«, beurteilte Werder-Trainer Thomas Schaaf die brisante Situation.
Die Münchener, die zuletzt drei Mal in Serie gegen Werder siegten, müssen auf Bixente Lizarazu (Wadenprobleme) und die Langzeit- Verletzten Sebastian Deisler, Andreas Görlitz und Ali Karimi sowie den Rekonvaleszenten Roque Santa Cruz verzichten.
Nach zehn Auswärtsspielen ohne Niederlage hat das Team um die Nationalspieler Michael Ballack, Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger sehr viel Selbstvertrauen. »Es ist sehr schön, wieder im Weserstadion zu spielen. Wir wollen mal ein Spitzenspiel auswärts gewinnen«, sagt der Ex-Bremer Valerien Ismael.

Artikel vom 08.04.2006