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Schnelles Ende ist
nicht abzusehen

Die Affäre Calmund: NRW in Sorge

Leverkusen (dpa/WB). Im Ermittlungsverfahren gegen den ehemaligen Leverkusener Manager Reiner Calmund ist nach Einschätzung des NRW-Justizministeriums kein schnelles Ende abzusehen.
Leverkusens Ex-Manager Reiner Calmund.

»Es ist nicht davon auszugehen, dass die Untreue-Vorwürfe zügig ausgeräumt werden. Auch der Vorwurf der Spielmanipulation ist noch nicht vom Tisch«, heißt es in einem Vermerk des Justizministeriums an die Düsseldorfer Staatskanzlei und das Innenministerium. Die Landes-regierung verfolgt die Ermittlungen mit Sorge, weil Calmund WM-Botschafter für NRW ist. Wie das WESTFALEN-BLATT berichtete, lehnte Calmund einen freiwilligen Verzicht auf das Amt bisher ab.
Die Einschätzung des Ministeriums beruht auf einem Bericht des Leitenden Kölner Oberstaatsanwalts Jürgen Kapischke. Die Kölner Staatsanwaltschaft hatte Calmund am Montag sieben Stunden lang vernommen. Gegen ihn wird wegen des Verdachts der Untreue nach ungeklärten Bargeldzahlungen aus der Kasse seines ehemaligen Clubs Bayer 04 Leverkusen von 580 000 Euro an Spielervermittler Volker Graul ermittelt. Die Staatsanwaltschaft hat nach eigenen Angaben Hinweise, dass dieses Geld für die Manipulation von mindestens einem Bundesligaspiel verwendet worden sein könnte.
Die Calmund-Anwälte hatten erklärt, in der Vernehmung habe Calmund die »abwegigen Manipulationsvorwürfe« entkräftet. Die Staatsanwaltschaft hatte es allerdings als »völlig offen« bezeichnet, ob sie Calmund noch einmal vernehmen wird.
Nach Berichten der »Bild« und des »Kölner Express« beabsichtigt Graul unterdessen, Bayer Leverkusens Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser zu verklagen. »Wir werden die Verunglimpfung unseres Mandanten nicht länger hinnehmen«, wird Anwalt Veit Wirth im »Express« zitiert. Weiter heißt es: »Wir werden in den nächsten 24 Stunden eine Verfügung gegen Holzhäuser und Bayer Leverkusen erwirken.«
Der Grund dafür sei Holzhäusers Darstellung, die Steuerfahnder seien Graul auf den Fersen gewesen. Auf diese Weise sei die Zahlung von 580 000 Euro von Calmund an Graul herausgekommen. »Das Finanzamt weiß nichts von einer Steuerfahndung, und in der Akte steht nichts davon«, so Wirth im »Express«.

Artikel vom 31.03.2006