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Aus Not Vorwärtsgang gewählt

Oberliga: VfB Fichte in Verl mit Qualitäten, die das Selbstvertrauen stärken

Von Werner Jöstingmeyer
Verl (WB). Am Ende waren sie alle froh. Mario Ermisch, der Trainer des SC Verl, weil seine Oberliga-Spitzenreiter einen mühevollen Arbeitssieg gelandet hatten, und Kollege Sven Moning, weil sich die 0:3-Niederlage in Grenzen hielt und seine »Hüpker« eine ganz passable Vorstellung beim Primus abgeliefert hatten.

»Ihr müsst die Punkte zum Klassenerhalt woanders holen«, tröstete der ehemalige Trainer des VfB Fichte den aktuellen Coach. Moning nickte und versprach trotzig: »Damit fangen wir Sonntag in Lotte an. Mindestens einen Zähler werden wir vom Autobahnkreuz mitbringen.«
VfB Fichtes Pläne wurden in Verl schon nach drei Minuten durch den Treffer von Carlos Castilla durchkreuzt. »Unverständlich«, monierte Moning, »dieses frühe Gegentor war eigentlich völlig untypisch für uns. Es entsprach nicht unseren sonstigen Prinzipien.« Die sonst so zuverlässige Abwehr war einmal nicht im Bilde und schon klingelte es im Kasten von Bergenthals Stellvertreter Holger Peterhanwahr.
Die zweite Schrecksekunde folgte wenig später. Kapitän Jens Reitemeier humpelte mit einer Oberschenkelzerrung vom Platz und musste durch den jungen Ufuk Basdas ersetzt werden. Wer jetzt aber an ein Bielefelder Debakel geglaubt hatte, wurde angenehm überrascht. Mit einem Mal waren sie hellwach, die leidgeprüften Bielefelder »Hüpker«, so dass der Gütersloher Nachwuchs-Koordinator Fritz Grösche erstaunt feststellte: »VfB Fichte spielt ja jetzt nach vorne wesentlich effektiver als noch am vergangenen Sonntag gegen uns.«
Sven Moning machte aus der Not eine Tugend. Weil Abwehrchef Güven Aydin nicht zur Verfügung stand und zudem Thorsten Meier mit einem Muskelfaserriss ausfiel, setzte der VfB-Coach auf die Offensive. Später gab er zu: »Mir blieb nichts anderes übrig. Wenn beide Spieler dabei gewesen wären, hätten wir unsere defensive Variante genauso gespielt wie gegen Gütersloh und wären wahrscheinlich mit einem Punkt belohnt worden.«
Glück für den souveränen Tabellenführer SC Verl, dass Tobias Wiens und Robert Mainka ihre Möglichkeiten in der ersten Halbzeit nicht zu nutzen wussten. Mit dem plötzlichen Selbstvertrauen der Bielefelder im Vorwärtsgang hatte die Gastgeber offensichtlich nicht gerechnet. Der Spitzenreiter zeigte Nerven. Der Unterschied zwischen Platz eins und Rang siebzehn war über weite Strecken nicht auszumachen. Und dennoch: Gleich nach dem Wiederanpfiff benötigten die Platzherren nur zwei Minuten, um durch Heinrich Schmidtgal die Vorentscheidung zu erzielen. Wieder war Ex-Armine Jörg Bode der Vorbereiter. »Jockel haben wir leider nicht in den Griff bekommen« gab Sven Moning später zu.
Durch die Einwechselung der neuen Doppelspitze Belombo/Sawkill legten die »Hüpker« noch mal zu. Nach dem Abpfiff war Mario Ermisch froh, einen »Arbeitssieg« gegen seinen abstiegsbedrohten Ex-Klub gelandet zu haben. Gegen Arminia II darf sich Verl am Sonntag allerdings im Brackweder Stadion nicht so viele Nachlässigkeiten leisten.

Artikel vom 31.03.2006