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Ein ganz unbeugsamer Mann

Dokumentation über Papst Johannes Paul II. zum ersten Todestag

Von Yuriko Wahl
ZDF, 21.00 Uhr: Er ist eine der berühmtesten Personen der Weltgeschichte und hat die Herzen der Menschen rund um den Globus erobert. In das bewegte und dramatische Leben von Johannes Paul II. gibt das ZDF-Dokudrama »Karol Wojtyla - Geheimnisse eines Papstes« heute mit Starbesetzung faszinierende Einblicke.

Der Beitrag zum ersten Todestag des langjährigen Oberhaupts der katholischen Kirche lässt auch hochkarätige Zeitzeugen wie den früheren sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow zur Wort kommen. Er habe den Papst »in den entscheidenden Momenten seines Lebens« zeigen wollen, sagte Regisseur Gero von Boehm.
In dem 60-Minuten-Dokudrama spielt Michael Mendl den Papst, in die Rolle des jungen Karol Wojtyla schlüpft Devid Striesow. Die Produktion zeigt nach zweijähriger Recherche- und Drehbucharbeit Johannes Paul II. in zwei entscheidenden Bewährungsproben: im Zweiten Weltkrieg im politischen Untergrund in seiner Heimat Polen und vor allem in der heißen Phase des Niedergangs der kommunistischen Systeme, als der mächtige Pontifex hinter den Kulissen der Weltpolitik agierte. »Ziel war es, seine direkte und indirekte Rolle bei der Überwindung von kommunistischen Diktaturen zu zeigen«, betont von Boehm. Dabei wird auch seine Unterstützung der Gewerkschaft »Solidarität« thematisiert.
Mit der Wahl Wojtylas zum Papst »war Polen zur Archillesverse des gesamten kommunistischen Blocks geworden«, schildert Gorbatschow. »Dieser Papst war notwendig, nicht nur für die Christen, sondern für die ganze Welt«, sagt der frühere Staatschef in dem Film. »Er war ein Humanist, vielleicht der größte Humanist aller Zeiten.« Helmut Kohl nennt den Pontifex einen »ganz unbeugsamen Mann«, der mit seinem »Bekenntnis zur gelebten Freiheit« mobilisiert und elektrisiert habe.
Der Beitrag beginnt mit dem Attentat auf den Papst am 13. Mai 1981 und springt dann zurück in die Jugendzeit 1939 in Polen, in der Karol laut Jugendfreundin Halina Krolikiewicz Schauspieler werden wollte. Das Leben unter deutscher Besatzung habe den späteren Papst sein Leben lang geprägt. Im fiktiven Teil spielt Cosma Shiva Hagen die Jugendfreundin. In dem stellenweise bewegenden Porträt des Papstes blitzt auch der Mensch Karol Wojtyla durch, vor allem bei dessen kurzen Gesprächen mit Vatikan-Gärtner Peppino Mancuso, gespielt von Mario Adorf.
Das Dokudrama bildet laut ZDF zugleich den Auftakt für die Reihe »Giganten«, in der große historische Wegbereiter der Moderne wie Albert Einstein (Maximilian Schell), Ludwig van Beethoven (Uwe Ochsenknecht) oder Martin Luther (Ben Becker) porträtiert werden. Gero von Boehm betont, dass eine minutiöse Nachzeichnung »von der Wiege bis zur Bahre« nicht beabsichtigt sei. Es gehe bei dem außergewöhnlichen Papst, der 27 Jahre lang Pontifex war, um die Darstellung der »Essenz seines Charakters«.

Artikel vom 30.03.2006