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Pfarrhaus-Sanierung ist ein Abenteuer

Stiftskirchengemeinde veräußert Fachwerkhaus - Spenger Ehepaar will es privat nutzen

Von Elke Wemhöner (Text)
und Hans-Werner Büscher (Foto)
Schildesche (WB). Gisela und Klaus Beck sind die neuen Besitzer des alten Schildescher Pfarrhauses an der Huchzermeierstraße. Die Ev. Stiftskirchengemeinde hatte seit 2001 nach Wegen gesucht, eine Renovierung zu finanzieren und schließlich einen Käufer gesucht. »Wir veräußern das Haus, um es zu erhalten«, betont Pfarrer Hermann Rottmann.

Das Fachwerkhaus aus dem Jahr 1771 ist prägender Teil des Ortsbildes - nicht nur im Frühjahr, wenn Hunderte von Krokus-Blüten den Westgiebel in das Blickfeld der Passanten rücken. Schildescher werden sich erinnern, dass es noch bis Ende der 90er Jahre als Pfarrhaus diente. Pastor Helmut Ette bewohnte mit seiner Familien den vorderen, westlichen Teil des Hauses. Im östlichen Teil war das Gemeindebüro untergebracht; der Rest war vermietet.
Klaus Beck, von Beruf Architekt, sieht durchaus die Risiken, die auf ihn und seine Frau zukommen. »Es ist ein Abenteuer«, sagt er. Doch Ehepaar Beck, derzeit in Spenge ansässig, fühlte sich von dem denkmalgeschützten Gebäude geradezu angesprochen. »Die Entscheidung war für mich eine Sache von Sekunden«, erzählt Gisela Beck. Und Klaus Beck war schnell klar, dass das alte Pfarrhaus geradezu nach einer Renovierung und Sanierung verlangt.
Beide möchten Wohnen und Arbeiten (er sein Architekturbüro, sie eine Heileurythmie-Praxis) unter einem Dach vereinen. Da das alte Pfarrhaus - Wohnfläche zirka 364 Quadratmeter - wie ein Doppelhaus aufgeteilt ist, kommt ihnen entgegen. Bis Becks einziehen können, wird jedoch noch einige Zeit vergehen. Mindestens ein Jahr sei als Bauphase zu rechnen, meint der Architekt, der als Kostenrahmen 250 000 Euro annimmt. »Erst muss man das Notwendige machen und dann das Wünschenswerte überlegen.«
Gisela und Klaus Beck gehen bewusst den Weg aus ihrer ländlichen Idylle in Spenge in die Stadt Bielefeld und sind sehr angetan von der Umgebung des alten Pfarrhauses. Dass im Gebäude die Räume hoch und hell sind, ist ein weiterer Pluspunkt.
Bis vor wenigen Monaten bewohnten noch Theologen den vorderen Gebäudeteil. Unter anderem lebte dort Markus Hildenhagen, in der Schildescher Gemeinde als »Pastor im Entsendungsdienst« tätig. Wo einmal die administrativen Arbeiten der Gemeinde erledigt wurden, arbeitete zuletzt eine Ateliergemeinschaft. Eine kleine Wohnung und ein Appartement wurden von Mietern privat genutzt.
Das Presbyterium, so betont Pfarrer Rottmann, habe verschiedene Modelle geprüft, um eine neue Nutzung für die Gemeinde zu finden. Immer wieder scheiterten diese an den Auflagen der Denkmalbehörde und an den Finanzen. So entschloss sich das Gremium, das Gebäude zu veräußern. Das Grundstück, auf dem es steht, wird in Erbpacht für 99 Jahre vergeben. »Und die Krokusse gibt es als Dreingabe«, sagte Pfarrer Rottmann.

Artikel vom 30.03.2006