22.03.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Lange Haft für
Kran-Räuber

Eifersucht auf den Nebenbuhler

Von Uwe Koch
Bielefeld (WB). Wie »im Wilden Westen« hat ein Mann aus Porta Westfalica einen 100-Tonnen-Autokran gekapert, um einen Nebenbuhler in Angst und Schrecken zu versetzen. Das Landgericht Bielefeld hat den 51-jährigen Friedhelm M. am Dienstag wegen schwerer räuberischer Erpressung und Körperverletzung zu sechs Jahren und vier Monaten Haft verurteilt.

Massive Eifersucht - inzwischen war ihm die zweite Ehefrau weggelaufen und mit einem früheren Freund durchgebrannt - waren der Grund für diese ungewöhnliche Amokfahrt: Am Morgen des 5. September 2005 hatte M. einen Autokran bestellt, angeblich um einen Container zu verladen.
Dem Fahrer erzählte der gehörnte Ex-Ehemann jedoch erst seine Familiengeschichte, dann die Ursache des Auftrags: Er wolle einen Umweg nach Minden machen, dort müsse der neue Lebensgefährte seiner ehemaligen Frau »erschreckt« werden. Als KranFahrer Jörg R. (32) sich weigerte, wie »Rambo« sogar das Haus des neuen Freundes in Minden in Schutt und Asche zu legen, zog Friedhelm M. eine selbstgebastelte Waffe und bedrohte den Kran-Piloten. Der Fahrer sprang kurzerhand aus dem Führerhaus des Kollosses und M. steuerte das Ungetüm allein weiter. In einem morastigen Gelände blieb der Kran allerdings stecken, Friedhelm R. wurde von der Polizei festgenommen.
Zuvor hatten die Beamten bereits die komplette Familie des avisierten Opfers Reinhard G. (50) in Sicherheit gebracht. Schon Wochen zuvor war der Installateur von dem rasenden Ex-Mann attackiert worden. In einem Autoteile-Handel in Minden wuchtete der 125-Kilo-Mann (zwei Meter groß) dem schmächtigen Installateur eine Faust ins Gesicht, trat dem am Boden liegenden so sehr in die Seite, dass eine Rippe brach. Und im Jahr zuvor hatte M. aus Wut den Wagen seiner Ex-Ehefrau in Brand gesetzt und einen Polizeibeamten schwer verletzt.
Wütend herrschte der Angeklagte gestern vor dem Landgericht seinen Kontrahenten erneut an: »Du Drecks...!« Als er die Beleidigung trotz Ermahnung des Gerichts wiederholte, schmiß ihn Kammervorsitzender Dr. Werner Scheck aus dem Saal. Er sei von dem früheren Freund ausgenutzt worden, beteuert er später. Dann habe der ihm die Frau ausgespannt. Unverhohlen erklärte M., »ich hätte dich auch töten können«. Die nun mit dem Installateur zusammen lebende Frau will von dem Angeklagten regelmäßig verprügelt worden sein. Auch die eigene Mutter sei von Friedhelm M. brutal behandelt worden.

Artikel vom 22.03.2006