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Calmund soll manipulierte
Spiele erwähnt haben

Aussagen von Bayer-Managern - Anwalt: »Absurde Behauptung«

Von Wolfgang Wotke
Leverkusen (WB). Bayer Leverkusens Ex-Manager Reiner Calmund soll gegenüber zwei hochrangigen Bayer-Mitarbeitern geäußert haben, es habe in der Saison 2002/2003 Spielmanipulationen zugunsten von Bayer 04 Leverkusen gegeben. Calmunds Anwalt Dr. Stefan Seitz (Köln) bezeichnete diese Behauptung gestern als absurd.
Der ehemalige Bayer-Manager Reiner Calmund: sein Anwalt spricht von einer »Schlammschlacht«.

Wie das WESTFALEN-BLATT erfuhr, sollen die beiden Bayer-Mitarbeiter bei der Polizei entsprechende Aussagen zu Protokoll gegeben haben. Sie hätten eine solche Äußerung Calmunds allerdings nicht für bare Münze genommen. Calmund habe diese angeblichen Manipulationen eher beiläufig erwähnt.
Der Sprecher der Kölner Staatsanwaltschaft, Günther Feld, wollte die Informationen dieser Zeitung weder bestätigen noch dementieren. Der Oberstaatsanwalt: »Auch wenn es stimmen sollte - wir geben in diesem Verfahren keine Zwischenstände mehr bekannt.« Rechtsanwalt Seitz erklärte: »Es hat definitiv keine Spielmanipulationen gegeben, und es gibt auch keine Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in diese Richtung.« Warum sein Mandant in dieser Weise von Bayer-Mitarbeitern belastet werde, erschließe sich ihm nicht. »Wer behauptet, er habe von Manipulationen gehört, belastet sich ja selbst, wenn er nicht eingeschritten ist.«
Die Kölner Staatsanwaltschaft ermittelt seit 14 Tagen gegen Reiner Calmund und den Gütersloher Spielervermittler Volker Graul wegen des Verdachts der Untreue in einem »besonders schweren Fall«. Die Ermittler wollen herausfinden, wohin im Juni 2003 jene 580 000 Euro Bargeld geflossen sind, die Calmund nach eigenen Angaben für Vorkaufsrechte von Spielern an Volker Graul übergeben hatte. Diese sogenannten Optionen waren aber nie genutzt worden.
Ob dieses Geld in Wirklichkeit für die von den beiden Zeugen ins Spiel gebrachten angeblichen Manipulationen verwendet worden ist - Polizei und Staatsanwaltschaft wissen das noch nicht. Jedenfalls soll Graul nach Angaben der beiden Bayer-Mitarbeiter niemals als Spielervermittler für Bayer tätig gewesen sein. »Auch dieses entspricht nicht den Tatsachen. Herr Graul war sehr wohl als Spielervermittler aktiv«, sagte Anwalt Dr. Stefan Seitz. Für ihn sei nicht nachzuvollziehen, warum es jetzt im Fall Calmund zu einer Schlammschlacht komme: »Als der Untreue-Verdacht in der Welt war, wollten wir uns mit Bayer zusammensetzen und die Sache gemeinsam aufklären. Dies hat Bayer jedoch kategorisch abgelehnt.«
Ganz aus der Schusslinie ist in diesem Verfahren offenbar Ansgar Brinkmann, der ehemalige Spieler der Bielefelder Arminia. Nachdem der »Spiegel« fälschlicherweise berichtet hatte, gegen Brinkmann werde ermittelt, haben sich die Wogen geglättet. Brinkmanns Anwalt Mario Ermisch aus Bielefeld sagte dazu: »Wir prüfen derzeit noch, ob wir eine Klage gegen den Spiegel einreichen.«

Artikel vom 22.03.2006