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Die Amerikaner haben gute Laune

Auch Personalsorgen können US-Trainer Bruce Arena nicht bedrücken


Dortmund (dpa). Es gibt reichlich Probleme, aber keinen Grund zur Klage. Selbst das Fehlen von sechs Stammkräften kann die gute Stimmung der Amerikaner nicht trüben. Bei den US-Boys herrscht jene unbeschwerte Atmosphäre, von der die schwermütigen Deutschen derzeit nur träumen können. Für das in seiner Wahlheimat einsetzende Wehklagen hat US-Abwehrspieler Gregg Berhalter (Energie Cottbus) wenig Verständnis. »Das ist zwar nur ein Freundschaftsspiel, aber Deutschland steht unter Druck. Dabei ist es eines der stärksten Teams der Welt - nur die Leute vergessen das.«
Eine derart pessimistische Sicht der Dinge ist Trainer Bruce Arena und seinen Profis fremd. Leicht und locker wie beim Training einer Schülermannschaft geht es in der Vorbereitung auf das Duell mit dem Vizeweltmeister heute in Dortmund zu - ganz so, wie es der mit Arena befreundete Bundestrainer Jürgen Klinsmann auch bei seinem Team gern hätte.
Wichtige Spieler wie Donovan, Beasley, Reyna, McBridge, Lewis und Onyewu fehlen, weil sie verletzt sind oder von ihren Clubs in Europa keine Freigabe erhielten. Gleichwohl vermittelt Arena ständig Optimismus. »Das interessiert uns nicht. Jeder, der hier ist, trägt das USA-Emblem auf der Brust und hat eine wunderbare Möglichkeit, sich zu beweisen.«
Das Spiel wird zwar im Kabelsender ESPN live übertragen, findet aber in den US-Medien kaum Beachtung. Nur die Diskussion in Deutschland über den Wohnsitz von Klinsmann in Kalifornien belustigt: »Panik beim Gastgeberland, das Angst zu haben scheint, dass ihr Coach ein Baywatch-Blonder ist, der sich eher Gedanken um seinen Teint macht als um die Mission WM-Titel«, schrieb die »New York Times«.
Mit dem einstigen Lehrmeister können die Amerikaner längst mithalten. Nur mit viel Glück entging die DFB-Elf vor knapp vier Jahren beim 1:0-Erfolg im WM-Viertelfinale von Ulsan (Südkorea) einer Schlappe. Immerhin zwei von vier Länderspielen gegen die Deutschen entschied Arena in seiner bisherigen Amtszeit für sich. Nimmt man die Weltrangliste des Weltverbandes als Maßstab, ist der Gastgeber gar nur Außenseiter: Die USA wird auf Rang fünf, Deutschland auf Platz 22 geführt.
Von solchen Ranglisten hält Steve Cherundolo wenig. Genauso wenig wie vom Gerede über den steten Abwärtstrend des deutschen Fußballs. Der Defensivspieler von Hannover 96 ist neben Berhalter, Kasey Keller (Borussia Mönchengladbach) und dem nachnominierten Benny Feilhaber (Hamburger SV) einer von vier Profis im US-Team, die ihr Geld in den Bundesligen verdienen.

Artikel vom 22.03.2006