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Fischer steht zur Vergangenheit

Linksradikaler Straßenkämpfer

Frankfurt/Main (dpa). Der frühere Außenminister Joschka Fischer (Grüne) hat sich vor Gericht erneut zu seiner Vergangenheit als linksradikaler Straßenkämpfer bekannt.Joschka Fischer nahm seinen Freund in Schutz.

Bei seiner Zeugenaussage in einem Zivilprozess vor dem Frankfurter Landgericht nahm der 57- Jährige gestern gleichzeitig seinen Freund Ralf Scheffler vor der Behauptung in Schutz, dieser habe als »passionierter Schläger« gegolten.
Eine entsprechende Passage hatte das Magazin »Focus« unter ein Foto geschrieben, das Fischer, Scheffler und andere politische Wegbegleiter 2002 bei der Beerdigung des Frankfurter Kabarettisten Matthias Beltz zeigt. Scheffler verlangt als Kläger 15000 Euro Schmerzensgeld und die Unterlassung der Behauptung.
Er könne sich nicht an Tatsachen erinnern, die einen derartigen Ruf Schefflers gerechtfertigt hätten, sagte Fischer. Er nannte Scheffler »einen meiner besten Freunde bis zum heutigen Tag«.
Auf seine eigene Rolle in der so genannten Putzgruppe, die in den 70er Jahren in Frankfurt Straßenschlachten mit der Polizei austrug, ging Fischer in seiner 50 Minuten langen Aussage nur am Rande ein. Er stimmte einer eigenen, fünf Jahre alten Interviewäußerung zu, die ihm der Vorsitzende Richter vorhielt.
Danach hatte er die Putzgruppe als den letztlich untauglichen Versuch bezeichnet, besetzte Häuser gegen die Polizei zu verteidigen.
Fischer hatte sich bereits in einem Prozess im Januar 2001 gegen seinen Freund Hans-Joachim Klein zu seiner Rolle in der linksradikalen Gruppe »Revolutionärer Kampf« ausführlich geäußert und eingeräumt, sich mit Polizisten geschlagen zu haben.
Eine unbedachte Äußerung über seine Bekanntschaft mit der RAF-Terroristin Margrit Schiller hatte ihm damals eine Anzeige wegen Falschaussage eingebracht, die allerdings im Sande verlief.

Artikel vom 22.03.2006