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Kommentar
Milosevic beerdigt

Großer Schritt rückwärts


Serbien-Herzegowina hat auf seinem Weg nach Europa einen großen Schritt rückwärts gemacht und wird auf jeden Fall noch längere Zeit warten müssen, bis überhaupt wieder an einen Beitritt in die Europäische Union gedacht werden kann.
Deutlich geworden ist dies jetzt wieder einmal mit dem Tod des früheren jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic und seiner Beerdigung am Wochenende. Offiziell hatte die serbische Regierung zwar ein Staatsbegräbnis für den als Kriegsverbrecher in Den Haag Angeklagten abgelehnt. Doch ansonsten hat sie alles zugelassen, dass der als »Schlächter vom Balkan« in die Geschichte eingehende Diktator wie ein Staatsmann beerdigt worden ist.
Das muss auch bei uns Sorgen machen: Milosevics Schatten liegt mehr denn je über der Politik der Regierung von Vojislav Kostunica, Milosevics Sozialisten regieren zwar nicht mit, doch wagt Kostunica nicht, gegen sie zu regieren. Und an vielen Stellen sitzen die früheren Gefolgsleute des toten Diktators bereits wieder an den Schalthebeln der Macht.
Das alles ist aber auch nur möglich, weil die Sozialisten Rückendeckung der Bevölkerung haben. Unverständlich nach allem, was geschehen ist. Dirk Schröder

Artikel vom 20.03.2006