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AVA schreibt erstmals rote Zahlen

Konzernmutter Edeka kündigt Teilverkauf der verlustreichen Baumarktsparte an

Von Edgar Fels
Bielefeld/Hamburg (WB). Zum ersten Mal in seiner Unternehmensgeschichte hat der Bielefelder Einzelhandelskonzern AVA (»Marktkauf«, Krane-Optik) im Jahr 2005 rote Zahlen geschrieben. Die Konzernmutter Edeka kündigte gestern an, die russische AVA-Tochter »Marktkauf Rus« zu verkaufen. Zudem soll etwa die Hälfte der verlustreichen 151 Marktkauf-Baumärkte in Deutschland veräußert werden.
Kerngeschäft im Blick: Edeka-Chef Alfons Frenk.
»Es gibt bereits Gespräche mit Interessenten«, sagte eine Edeka-Sprecherin gestern in Hamburg ohne Namen zu nennen.
Im Geschäftsjahr 2005 wies die AVA einen Vorsteuerverlust von zehn Millionen Euro aus. Dieser Verlust sei im wesentlichen eine Folge von Rückstellungen für mögliche Verkäufe. Dazu scheint es nun, wie schon seit langem in der Branche vermutet, zu kommen. »Wir werden eine intelligente Lösung finden«, sagte der Vorstandschef der Edeka AG, Alfons Frenk.
Derzeit werde geprüft diejenigen Marktkauf-Baumärkte zu verkaufen, bei denen kein Marktkauf-SB-Warenhaus angeschlossen ist. Das ist in Ostwestfalen-Lippe (insgesamt 21 Baumärkte) unter anderem in Bielefeld, Minden, Detmold und Rheda-Wiedenbrück der Fall. Für die andere Hälfte - also für die Baumärkte mit SB-Warenhaus - sucht Edeka nach einem Partner. »Wir wollen uns auf unser Kerngeschäft konzentrieren«, erklärte Frenk seine Strategie.
Es gelte, die Rentabilität des SB-Warenhausgeschäftes als »wichtige Großflächen-Sparte« weiter zu stärken. Diese Konzentration auf das Kerngeschäft in Deutschland führt auch zu einem Rückzug von »Marktkauf Rus« aus Moskau. »Eine Expansion der wirtschaftlich profitablen Tochtergesellschaft macht strategisch nur Sinn, wenn sie entsprechende Marktanteile gewinnen«, sagte Frenk.
Die AVA hatte in das vor drei Jahren eröffnete Einkaufszentrum in Moskau knapp 40 Millionen Euro investiert. Im vergangenen Jahr war der Umsatz erneut stärker als geplant um 22,3 Prozent auf 92,1 Millionen Euro geklettert. Die Bielefelder hatten daher geplant, weitere Einkaufszentren im Großraum Moskau zu eröffnen. Aus Sicht der Edeka ist dieses Engagement nicht intensiv genug auf Expansion ausgerichtet.
Weiter teilte die Edeka mit, in den kommenden Monaten sollen »jedwede Rationalisierungsmöglichkeiten und Synergien« bei der AVA geprüft werden. Doppelfunktionen in der Verwaltung würden abgebaut. Um welche Größenordnung es sich dabei handelt, könne noch nicht gesagt werden. Die operative Führung werde aber auch künftig weiterhin in Bielefeld liegen. Insgesamt beschäftigt die AVA in ihrer Zentrale in Bielefeld 1420 Mitarbeiter, in OWL sind es insgesamt 5000 und bundesweit 29950. Neben den 151 Baumärkten gibt es 186 »Marktkauf«-SB-Warenhäuser.
Nicht berührt von der neuen strategischen Ausrichtung der Edeka ist offenbar die ebenfalls zur AVA gehörende Optikerkette Krane mit 92 Filialen. Erst vor einer Woche war bekannt geworden, dass AVA-Vorstandschef Helmut Metje (58) das Unternehmen auf eigenen Wunsch und aus persönlichen Gründen verlässt. Seite 4: Kommentar

Artikel vom 17.03.2006