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Beckenboden-Gymnastik kann bei Inkontinenz helfen, weiß Bettina Baibara aus Paderborn. Foto: Grundmann

Sprachlosigkeit behindert Heilung

Tabus: Blasenschwäche und Reizdarmsyndrom

Paderborn (WB/eg). »Darüber reden, nicht darunter leiden«, rät Bettina Baibara. Zusammen mit Gisela Laufkötter leitet sie im Kreis Paderborn eine Selbsthilfegruppe für Menschen, die von Blasenschwäche und Reizdarmsyndrom betroffen sind. Beides, nach ihrer Einschätzung, immer noch Tabu-Erkrankungen.
»Weil sie nicht darüber reden, wissen viele nicht, dass es sehr wohl Behandlungsmöglichkeiten gibt«, bedauert die 44-Jährige. Nur wenn die Sprachlosigkeit überwunden wird, können Betroffenen Therapiemöglichkeiten aufgezeigt werden. »Je länger jemand unter Harn- und Stuhlinkontinenz oder dem Reizdarmsyndrom leidet, desto mehr schwindet die Lebensqualität«, weiß Bettina Baibara.
Die Paderbornerin rät, die Hemmschwelle zu überwinden und den Arzt ins Vertrauen zu ziehen. Schließt der Urologe beziehungsweise Gynäkologe eine organische Ursache aus und ist geklärt, um welche Form der Erkrankung es sich handelt, kann mit einer Therapie begonnen werden. Viele Frauen leiden unter einer Belastungsinkontinenz. Das heißt beim Heben, Husten, Niesen oder Lachen verlieren sie unkontrolliert Urin. Häufige Ursache ist die Schwächung der Beckenbodenmuskulatur.
»Nach einer Schwangerschaft zum Beispiel«, weiß Bettina Baibara und weist darauf hin, dass nicht nur ältere Frauen betroffen sind. Von Entspannungsübungen und Gymnastik über Medikation bis hin zur Operation reicht die Palette der Behandlungsmöglichkeiten. Auch Männer können, zum Beispiel nach einer Prostata-Operation, unter Inkontinenz leiden.
Menschen mit Reizdarm quälen Stuhlunregelmäßigkeiten wie Verstopfung oder Durchfall. Die Ursachen des Syndroms sind bis heute nicht geklärt. Einerseits werden Bewegungsstörungen des Darms und andererseits gesteigerte Empfindlichkeit des Verdauungstraktes als entscheidend angesehen. Nahrungsunverträglichkeiten beispielsweise können ein Reizdarmsyndrom auslösen. Ähnlich wie bei der Inkontinenz sind die Beschwerden indivduell. Zur Klärung ist ein Arztbesuch unumgänglich.
Am 29. März, 18 bis 20 Uhr, findet in Paderborn im AWO-»Leo« (hier trifft sich auch die Selbsthilfe-Gruppe jeden letzten Mittwoch im Monat um 19 Uhr), Leostraße 45, ein Vortrag zum Thema »Das Reizdarmsyndrom - jenseits der funktionellen Störung« statt. Referent ist Dr. med. Hartwig Lauter, Internist, Allergologe und Chefarzt am Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft Schmallenberg. Anmeldungen nehmen Bettina Baibara, (05254) 6 02 11, und Gisela Laufkötter, (02953) 87 25, an.

Artikel vom 24.03.2006