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Loipen-König Tobias

Angerer gewinnt erstmals Langlauf-Gesamtweltcup

Oslo (dpa). Ausgerechnet an der Wiege des nordischen Skisports und vor den Augen von Norwegens König Harald V. krönte Tobias Angerer mit dem Gesamtsieg im Weltcup der Skilangläufer eine für ihn selbst kaum zu fassende Erfolgssaison.
Dass es am Ende des 50-km-Freistilrennens von Oslo nur zu Rang 40 reichte, war dem Vachendorfer angesichts des feststehenden Gesamterfolges völlig egal.
Das Rennen gewann der Schwede Anders Södergren vor Olympiasieger Giorgio di Centa aus Italien. Rang drei des Oberwiesenthalers Tom Reichelt mit 43 Sekunden Rückstand war ebenso überraschend wie die gleiche Platzierung von Evi Sachenbacher-Stehle (Reit im Winkl) über 30 km. Sie musste nur der Russin Julia Tschepalowa und Olympiasiegerin Katerina Neumannova (Tschechien) den Vortritt lassen.
»Ich setze den Gewinn des Gesamtweltcups persönlich höher an als einen Olympiasieg. Bei Olympia ist es ein Rennen, aber für den Gesamtweltcup musst du über eine gesamte Saison der Beste sein«, sagte Angerer, nachdem er sich von der größten Erschöpfung erholt hatte. »Ab Kilomter 40 war ich fix und fertig. Ich habe nur gedacht, du darfst im Gelben Trikot am Holmenkollen nicht aufgeben. Ich habe fast nur noch gestanden, aber jetzt ist es vollbracht«, berichtete Angerer. Im Nachhinein sprach er von den »schlimmsten zehn Kilometern« seiner Laufbahn.
Bundestrainer Jochen Behle zog den Hut vor Angerer, aber auch vor der gesamten Mannschaft. »Tobi ist total kaputt, aber es war auch eine harte Saison mit sehr vielen Rennen. Ganz ehrlich: Die ganze Truppe muss gute Arbeit geleistet haben, sonst wären solche Erfolge nicht möglich. Mit drei verschiedenen Läufern drei Mal in Serie den Gesamtweltcup zu gewinnen, das gab es noch nie. Und darauf sind wir stolz«, betonte der Coach. Vor Angerer hatten der Oberwiesenthaler René Sommerfeldt (2004) und Axel Teichmann (Bad Lobenstein/2005) die große Kristallkugel nach Deutschland geholt.
Für Angerer steht nach einer kurzen Erholung morgen noch der Flug zum Weltcup-Finale in Sapporo auf dem Programm. »Da muss ich hin, denn dort gibt es den Pokal«, meinte der Bayer, dessen Aufschwung mit seinem Wechsel in die Oberhofer Trainingsgruppe von Cuno Schreyl verbunden ist. Im April will er dann die Beine hochlegen.
Das wollen auch die anderen deutschen Läufer. Nur für Evi Sachenbacher-Stehle könnte die Saison jetzt richtig losgehen. »Immer nach dem Saisonhöhepunkt geht es bei mir am Besten«, sagte die Staffel-Zweite von Turin.

Artikel vom 13.03.2006