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Bismarck-Kommers mit
Einmarsch der Aktiven

»Anforderungen an heutige Persönlichkeitsbildung«

Bielefeld (se). Feierlich war die Stimmung, traditionell der Anlass. Bereits zum 66. Mal feierten die Bielefelder Korporationsverbände am Freitagabend den Bismarck-Kommers in der Stadthalle.
Mitglieder aus zwölf Korporationen, darunter Altherren, studentische Jugend und Chargierte, pflegten auf diesem Treffen die Tradition der historischen Studentenverbindungen und Burschenschaften. Als Festredner konnte Präsident Christian Abendroth vom Veranstalter Akademischer Turnbund (ATB) den ehemaligen Staatssekretär Dr. Günter Ermisch aus Bonn begrüßen.
»Hier kommen heute alle Verbände zusammen. Man hat die Möglichkeit sich wieder einmal mit alten Bekannten auszutauschen«, erklärte Abendroth. Besonders die Gespräche zwischen altgedienten und jungen Mitgliedern standen bei den 250 Teilnehmern im Vordergrund. Wie in alten Zeiten wurde aber auch viel Wert auf die Einhaltung der Rituale eines Kommers gelegt. Der Einzug der Chargen, das gemeinsame Singen studentischer Lieder und die traditionelle Kleidung mit Band und Mütze - den Verbindungsmännern ist die Wahrung ihrer Bräuche von großer Bedeutung.
Eröffnet wurde der Festakt vom Einmarsch der vier aktiven Bünde Turnerschaft Hansea, Chor Baltika Borussia, Verein Deutscher Studenten und der Burschenschaft Normannia Nibelungen. Als Ehrengäste konnte der Ausrichter unter anderem Bürgermeister Detlef Helling und die Bundestagsabgeordnete Lena Strothmann willkommen heißen.
Dr. Günter Ermisch, selbst Verbindungsmitglied, sprach zum Thema »Anforderungen an die heutige Persönlichkeitsbildung«. Diese Anforderungen sieht Ermisch in der heutigen Gesellschaft als schwierig an, so verdeutlichte er: »Wir haben einen Wohlstand erreicht, an dem jeder ohne Rücksicht auf den anderen teilnehmen möchte.« Zudem verflache das ehrenamtlich Engagement gerade bei jungen Menschen zusehends, monierte der frühere Staatssekretär.
Auch wenn Ermisch Defizite in der gesellschaftlichen Entwicklung feststellte, an der Brauchtumspflege der Verbindungen hatte er nichts auszusetzen und erntete damit am Ende seiner Rede den anerkennenden Applaus des Publikums.

Artikel vom 13.03.2006