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Lkw-Transit wird gestoppt

Betroffen sind Bundesstraßen 1 und 68 im Kreis Paderborn

Von Heinz-Peter Manuel
Salzkotten/Lichte-nau (WV). Transit-Lastwagen mit mehr als zwölf Tonnen Gesamtgewicht dürften von Mitte April an Teile der Bundesstraßen 1 und 68 nicht mehr befahren. Die für Nordrhein-Westfalen bislang einmaligen Sperrungen kündigte gestern Landesverkehrsminister Oliver Wittke (CDU) an.
Noch donnern die schweren »Brummis« durch Lichtenau. Schon bald aber soll die B 68 für Transit-Lkw mit einem Gesamtgewicht von mehr als zwölf Tonnen gesperrt werden. Anwohner und Politiker versprechen sich von der Minister-Anordnuung eine echte Beruhigung.Foto: Wolfram Brucks

Betroffen sind die Abschnitte zwischen Werl und Paderborn (B 1) sowie Paderborn und der hessischen Landesgrenze (B 68). Die Sperrungen gelten für ein Jahr. Davon ausgenommen ist der regionale Wirtschaftsverkehr mit Fahrten unter 75 Kilometern Länge.
In ersten Stellungnahmen zeigten sich die Bürgermeister von Salzkotten und Lichtenau, Michael Dreier und Karl-Heinz Wange, sehr zufrieden mit der Lösung. Beide versprechen sich spürbare Entlastungen der Ortsdurchfahrten und damit mehr Lebensqualität für die Anwohner.
Verkehrszählungen in Salzkotten hatten im Sommer des vergangenen Jahres 22 000 Fahrzeugbewegungen täglich ergeben, darunter 1200 Lastwagen. Mit der Einführung der Lkw-Maut zum 1. Januar 2005 stieg die Zahl der durch den Ort rollenden Lkw um etwa 100 pro Tag -Ɗweniger als erwartet. Anders in Lichtenau: Von Juli 2004 bis Juli 2005 stieg die Zahl der passierenden Fahrzeuge auf 7450. Dies entspricht einem Zuwachs von nur 0,3 Prozent. Der Anteil des Güterverkehrs stieg hingegen um 58 Prozent: von 423 auf 667 Lkw.
Ministeriumssprecher Stephan Heuschen erklärte, bis zur Sperrung der Abschnitte müssten mit der Kreispolizeibehörde in Paderborn noch einige Fragen geklärt werden: die Organisation der Kontrollen und das Aufstellen entsprechender Verkehrsschilder. Paderborns Landrat Manfred Müller sagte gestern bereits zu, dass die Polizei streng kontrollieren werde.
Wie Verkehrsminister Oliver Wittke weiterhin mitteilte, wird es auch weiterhin auf Bundesstraßen in Nordrhein-Westfalen keine Lkw-Maut geben. Der Entscheidung war die landesweite Untersuchung »Mautausweichverkehr« vorausgegangen. »Wir wollen die Bevölkerung schützen, nicht den Verkehr behindern.«
Im Vergleich mit anderen Bundesländern ist NRW seit Einführung der Lkw-Maut auf Autobahnen danach nur unterdurchschnittlich davon betroffen, dass Lastwagen auf Bundes-, Landes- oder Kreisstraßen ausweichen. »Die zusätzlichen Verkehrsbelastungen konzentrieren sich lediglich auf einzelne Streckenabschnitte, wie zum Beispiel die in Paderborn«, erklärte Wittke. Laut Studie gibt es insgesamt 25 Streckenabschnitte in NRW mit auffällig erhöhtem Lkw-Verkehr.
Die SPD-Fraktion im Landtag kritisierte Wittkes Pläne als gesundheitsschädliche Tatenlosigkeit und »verkehrspolitische Bankrotterklärung«. Viele betroffene Anwohner warteten darauf, dass das Bundesmautgesetz auch auf den Bundesstraßen angewendet werde, damit die Ausweichler nicht mehr durch Wohngebiete rollten.

Artikel vom 10.03.2006