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Tanz mit neuen Strukturen

Trotz leerer Kassen herrscht Aufbruchstimmung

Von Brita Janssen
Hamburg (dpa). Keine Kunstsparte musste an den deutschen Bühnen so viel Federn lassen wie der Tanz. Ensembles wurden ausgedünnt, ganze Kompanien aufgelöst. Das soll sich jetzt ändern.

Die von Subventionskürzungen oft hart getroffenen Theater sparten häufig am Ballett, das auf Grund überalterter Strukturen nur an den führenden Häusern über eine vergleichbare künstlerische, finanzielle und personelle Selbstständigkeit verfügt wie die Sparten Schauspiel oder Oper. Und obwohl sich die Lage noch nicht konsolidiert hat, herrscht in der Szene Aufbruchstimmung. Neue Modelle der Zusammenarbeit sind entstanden, aus der Kulturpolitik kommt Rückenwind, und mit der Gründung des bundesweiten Netzwerkes Ständige Konferenz Tanz am Sonntag in Berlin ist die sprachlose Kunst dabei, die Stimme zu erheben. Die Tanzkunst muss auch strukturell autonom werden.
Abgesehen von den großen Kompanien in Stuttgart mit Reid Anderson als Ballettchef, in Hamburg mit John Neumeier, in Essen, in Berlin mit Vladimir Malakhov oder in München mit Ivan Liska ist das Ballett an den Mehrspartenhäusern fast überall dem Generalintendanten aus der Oper unterstellt. Der Grund: Früher war das Ballett lediglich schmückendes Beiwerk in der Oper.
Einen ganz neuen Weg ist das Schauspielhaus Köln gegangen: Dort ist seit Januar 2005 als völlig selbstständige GmbH die Pretty Ugly Group von Amanda Miller mit acht Tänzern beheimatet. Sie bietet der Stadt 30 Vorstellungen pro Spielzeit, hat Zugriff auf Werkstätten und Öffentlichkeitsarbeit, muss aber Kostüme, Bühnenbildner und Musiker selber zahlen. Finanziert wird die Truppe durch private, städtische und selbst erwirtschaftete Mittel.

Artikel vom 08.03.2006