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Ein Spiel, doppelte Leidenschaft

WM-Paten (Folge 5): Polin Magdalena Sommerfeld will ins Halbfinale

Von Jürgen Vahle (Text und Foto)
Warburg (WB). Am 14. Juni wird Magdalena Sommerfeld aus Warburg-Germete die Fußball-Weltmeisterschaft besonders intensiv verfolgen. Dann treten in Dortmund die Mannschaften ihrer alten und neuen Heimat gegeneinander an. Beim Spiel Deutschland gegen Polen schlagen zwei Herzen in ihrer Brust. Daher tippt die in Danzig aufgewachsene gebürtige Polin neutral: »Das Spiel endet unentschieden!«

1989 kam die heute 34-Jährige unter ihrem Mädchennamen Magdalena Odrakiewicz gemeinsam mit ihrer Mutter sowie der Familie ihres Onkels nach Deutschland. Die Familie hat deutsche Wurzeln. Magdalena Sommerfelds Urgroßvater war Deutscher. Ihr Großvater besuchte noch eine deutsche Schule.
Nach ihrer Ankunft im Westen lernte die damals 17-Jährige, die vorher nur Polnisch sprach, innerhalb weniger Monate Deutsch. 1993 bestand sie mit Bravour das Abitur am traditionsreichen Warburger Gymnasium Marianum.
In Ostwestfalen gefiel es der passionierten Volleyball-Spielerin auf Anhieb besonders gut. Nicht nur, dass sie Anfang der 90er Jahre hier die Liebe ihres Lebens kennen lernte - auch die Art der Westfalen gefiel ihr auf Anhieb: »Die sind ehrlich. Das mag ich.« Mittlerweile hat die gebürtige Polin gemeinsam mit ihrem Ehemann Carsten (33) eine Familie gegründet. Ihre Zwillingssöhne Luke und Melvin - bald drei Jahre alt - sind ihr ganzer Stolz. Nach dem Mutterschutz ist sie jetzt wieder in ihren Beruf zurückgekehrt und arbeitet halbtags beim Scherfeder Unternehmen »Lödige« als Industriekauffrau.
Die Fußball-Weltmeisterschaft erwarten sie und ihre Familie aus verschiedenen Gründen mit Spannung. Die Sommerfelds sind nämlich selber recht sportlich. Ehemann Carsten ist als aktiver Kreisliga-A-Torwart ohnehin immer am Fußball interessiert. Auch Magdalena Sommerfeld liebt den Sport. Ihre aktive Volleyball-Karriere in der Landesliga musste sie allerdings nach Verletzungen zunächst zurückstellen. Auch Junior Melvin habe schon eine »linke Klebe«, Sohn Luke hingegen wohl eher das Volleyball-Talent der Mutter geerbt, haben die Eltern beobachtet.
Für die Zeit der Fußball-Weltmeisterschaft vom 9. Juni bis 9. Juli hat sich zudem Besuch aus Polen angesagt. Ihre Cousine Katarzyna Odrakiewicz kommt eigens für das Sportgroßereignis nach Deutschland.
Polen hat sich nur knapp für die WM qualifiziert. Das ganze Land - insbesondere ihre Familie - habe mitgefiebert, berichtet Magdalena Sommerfeld. »Am Telefon gab es fast kein anderes Thema.« Ihre Cousine hatte auch bei der Kartenauslosung Glück. Für die Partie Brasilien gegen Australien in München konnte sie zwei Tickets an Land ziehen. Seit Jahren habe die junge Frau für den Urlaub gespart.
Familie Sommerfeld hingegen ist bei den ersten beiden Runden der Kartenauslosung leer ausgegangen. Jetzt hoffen die Warburger auf die dritte Verkaufsrunde. Ideal wären natürlich Tickets für ein Spiel der Polen.
Mehr als eine Partie wird Madgalena Sommerfeld ohnehin nicht live sehen können. Ihr Ehemann ist nämlich Beamter bei der Bereitschaftspolizei und seine Einheit hat während der WM Urlaubssperre. »Da werde ich die Spiele wohl am Fernseher verfolgen müssen«, berichtet sie.

Artikel vom 17.03.2006