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Schulgutachten
weiter umstritten

Eltern und Lehrer üben Kritik

Düsseldorf (dpa). Die von der nordrhein-westfälischen Landesregierung geplante Aufwertung der Grundschulgutachten bleibt bei Eltern- und Lehrerverbänden heftig umstritten.
Dies wurde gestern bei einer Anhörung im Schulausschuss des Landtags deutlich. Die Landeselternschaft Grundschulen lehnte die vorgesehenen Neuregelungen beim Wechsel auf die weiterführende Schule als erhebliche Einschränkung der Elternrechte ab. Dagegen begrüßte die Landeselternschaft Gymnasien die Absicht von Schulministerin Barbara Sommer (CDU), den Empfehlungen der Grundschullehrer mehr Gewicht zu geben.
Auch bei den Lehrerverbänden gibt es keine einheitliche Position. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) nannte die Pläne unvernünftig und unverantwortlich. Sie führten zu einer noch früheren Auslese der Kinder nach ihrer sozialen Herkunft. Positiv bewertete dagegen der NRW-Realschullehrerverband eine stärkere Verbindlichkeit. »Der Elternwille wird nicht eingeschränkt«, sagte sein Vorsitzender Ulrich Brambach. Grundschullehrer seien in der Lage, verlässliche Prognosen über die weitere Entwicklung der Schüler zu stellen. Kinder, die entgegen der Empfehlung der Lehrer das Gymnasium oder die Realschule besuchen wollen, müssen nach den Plänen Sommers an einem dreitägigen Prognoseunterricht teilnehmen. Dabei sollen sie nachweisen, dass sie für diese Schulform geeignet sind.
Nach Ansicht der vom Ausschuss angehörten Wissenschaftler haben die Grundschulgutachten keine besonders hohe Aussagekraft über den weiteren Schulerfolg der Kinder. Wilfried Bos, Leiter der deutschen IGLU-Studie zur Lesekompetenz von Grundschülern, sagte, Grundschulempfehlungen seien »ein klein bisschen besser« als die Einschätzung der Eltern. Fehler bei der Schulwahl seien aber auf beiden Wegen nicht zu vermeiden.
Der Vorsitzende der Landeselternschaft Grundschulen, Martin Depenbrock, kritisierte den Probeunterricht. Damit werde ein »riesiger Druck auf neunjährige Kinder« ausgeübt. Der Zeitpunkt sei »viel zu früh, eine realistische Prognose absolut unrealistisch«.

Artikel vom 09.03.2006