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Am Kap ist der Affe los
Tierische Rowdys besiedeln Wohnzimmer und knacken Kühlschränke
Für Touristen sind Südafrikas Äffchen und Affen eine putzige Erscheinung - für Anwohner dagegen oft die reinste Plage. In Scharen machen sich die flinken Horden über alles her, was nach Nahrung ausschaut.
Sie verwandeln Wohnstuben in ein Chaos, zerfetzen Bettlaken, »besetzen« Autos und machen sogar Jagd auf Hunde. Selbst Kühlschränke sind vor ihnen nicht mehr sicher - zielstrebige Affenpfoten knacken auch komplizierte Schlösser.
Doch bevor nun den Affen die Schuld in die Schuhe geschoben wird, müssen sich ihre angeblich intelligenteren Verwandten, die Menschen, wohl an die eigene Nase fassen. Denn der Stress begann erst, als in den grünen Küstenstreifen des Landes Siedlungen und Villen wie Pilze aus dem Boden schossen. Die Konflikte zwischen Mensch und Tier eskalierten, weil die Menschen den anderen Primaten ihren Lebensraum strittig machten. Bewohner von Orten wie Kommetjie, Scottburgh oder St. Lucia sprechen bereits von regelrechtem Affen-Terror. Welche Worte die Affen für die menschlichen Siedler nutzen, ist nicht bekannt.
»Sie sind absolut zerstörerisch. Anfangs hatte ich 20 Affen in der Küche, aber jetzt hat sich die Zahl verdoppelt«, klagte Hazel Johnston aus Scottburgh. Vor zwei Jahren hatte der Spuk in dem Küstenort in der Provinz KwaZulu-Natal angefangen. Seitdem wagt die Südafrikanerin nicht mehr, Fenster oder Türen offen zu lassen. Für viel Geld hat sie sich eine Klimaanlage angeschafft, um im Sommer mit den Temperaturen fertig zu werden. Für die defekte Telefonleitung hat sie noch keine Lösung gefunden - die Affen hatten so lange auf ihr geschaukelt, bis sie gerissen war.
Die Frau ist inzwischen für den gezielten Abschuss der Tiere. Doch damit rührt sie einen wunden Punkt an, der die südafrikanische Öffentlichkeit spaltet. So unterstreicht Peter Massyn, Sprecher der regionalen Naturschutzbehörde KZN Wildlife: »Wir sind gegen das wahllose Abschießen von Affen.« Er sieht die Kommunen in der Pflicht: Sie müssten mehr grüne Korridore anlegen, um den Tieren einen Transit zu ihren angestammten Plätzen zu ermöglichen.
In ländlicheren Gebieten freilich wird nicht lange gefackelt: Entnervte Farmer kennen oft kein Pardon, wenn Pavianenhorden über Felder und Lager herfallen. Sie nehmen die Waffe selbst in die Hand. Viele der aufs Korn genommenen Affen entwischen jedoch, auch verletzt. Tierfreunde nehmen die Tiere dann oft in ihre Obhut und mit in ihre Heimatorte - wo die wieder hochgepäppelten Affen dann in Tierheimen landen. Doch dort herrscht mittlerweile Platzmangel.
In einer umstrittenen Entscheidung ordnete daher die Tierschutzbehörde SPCA neulich das Einschläfern hunderter Paviane und Kapuziner-Äffchen in den Tierheimen des Landes an. Unter den Tierfreunden des Kap-Staates hat der »barbarische Akt«, wie sie meinen, einen Aufschrei der Empörung ausgelöst. Die SPCA dagegen argumentiert, dass die ans Haus gewöhnten Tiere nicht mehr in die Freiheit entlassen werden können, ein jahrelanges Leben und Leiden im Käfig ihrer aber gleichfalls unwürdig sei. -dpa-

Artikel vom 25.03.2006