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Für die Müllwagen ist's zu eng

Schneemassen im Süden sind weiterhin in erster Linie eine weiße Last

Hamburg/München (dpa). Nach dem Schneechaos vom Wochenende waren die Menschen im Süden Deutschlands gestern damit beschäftigt, sich von der weißen Last zu befreien.

Dächer wurden von den Schneemassen geräumt, Schneepflüge schoben die Autobahnen in Baden-Württemberg und Bayern frei. Auf den meisten Bahnstrecken hieß es: freie Fahrt. Nur in einigen bayerischen Städten stockte der Nahverkehr noch. Auch in anderen Alpenländern kehrte langsam wieder Normalität ein. In Frankreich mussten jedoch mehr als 3000 Winterurlauber die Nacht auf Montag in Notherbergen verbringen.
Die Meteorologen gaben Entwarnung: »Das Schlimmste ist vorbei«, sagte ein Mitarbeiter des Wetterdienstes Meteomedia. Zwar bringt das Tief »Aurisa« weitere Schneeschauer nach Deutschland. Ergiebig schneien sollte es heute aber nur noch im Allgäu, im Chiemgau und im Erzgebirge. Morgen setze Tauwetter ein.
Probleme gab es gestern noch im Nahverkehr einiger bayerischer Städte. In München und Augsburg mussten vor allem die Gleise der Straßenbahnen von den Schneemassen geräumt werden. »Jede freie Hand greift zur Schaufel«, sagte ein Sprecher der Münchner Verkehrsgesellschaft. Nur eine von zehn Linien in München konnte zunächst wieder fahren. In Augsburg verkehrten die Straßenbahnen nur im Notbetrieb. Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di setzte die Streiks an den bayerischen Straßenmeistereien in Dingolfing, Abensberg, Landshut, Deggendorf, Hauzenberg, Vilshofen und Pfarrkirchen aus.
Dafür kann die Müllabfuhr in München voraussichtlich eine Woche lang nicht ausrücken. »Die Schneehaufen sind so hoch, dass wir die Tonnen nicht bereitstellen können«, sagte ein Sprecher. Zudem seien die Straßen durch die Schneemassen zu eng für die Müllwagen geworden. Das habe es seit Jahrzehnten nicht gegeben.
In der Münchner Innenstadt lag der Schnee gestern 46 Zentimeter hoch, aber auch Schleswig-Holstein präsentierte sich nahezu flächendeckend in Weiß. Einen freien Tag bescherte die weiße Pracht Schülern in Bayern und Baden-Württemberg. Wegen großer Schneelasten auf den Dächern und verschneiten Anfahrtswegen blieben im Zollernalbkreis 143 Kindergärten, 90 allgemein bildende und fünf berufliche Schulen geschlossen. In den Alpen herrschen beste Wintersportbedingungen, aber weiter auch große Lawinengefahr. In manchen Skigebieten wurden Lawinen vorsorglich ausgelöst. In Kärnten waren zu Wochenbeginn noch rund 2000 Haushalte ohne Strom.
In den französischen Alpen verbrachten mehr als 3000 Wintersporturlauber die Nacht in Notherbergen, weil Schneeabgänge ihnen den Weg zu den Skistationen in Val d'Isère, Tignes, Bourg-Saint-Maurice und Moutiers versperrt hatten. In Ostfrankreich blieben viele Schulen und Unternehmen geschlossen, weil die Feuerwehr ein Einstürzen der Schnee beladenen Dächer befürchtete.

Artikel vom 07.03.2006