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»Der Spielort
Mailand wird
uns beflügeln«

Bayern-Torwart Kahn ist Optimist

Mailand (dpa). An der Stätte des Champions-League-Triumphes von 2001 schöpft der deutsche Meister FC Bayern München die Kraft aus der Vergangenheit.

»Mailand ist ein Ort, wo wir einen wahnsinnigen Erfolg feiern konnten. Das ist natürlich im Unterbewusstsein, das beflügelt. Wir müssen Energie aus der Vergangenheit mitnehmen«, forderte Kapitän Oliver Kahn.
Am 23. Mai 2001 hatten die Münchner im Giuseppe-Meazza-Stadion die europäische Königsklasse durch ein 5:4 im Elfmeterschießen gegen den FC Valencia gewonnen - und auch das Achtelfinal-Rückspiel heute (20.45 Uhr/Sat.1 und Premiere) hat Endspielcharakter. Nach dem 1:1 vor zwei Wochen sind die Bayern Außenseiter. »Ein saublödes Ergebnis«, meinte Präsident Franz Beckenbauer, der die Chancen aufs Weiterkommen auf »30:70« bezifferte.
Ganz anders Kahn, der sogar aus dem unglücklichen Remis im Hinspiel ein Stück Optimismus zieht. »Die Ausgangsposition ist besser, als wenn wir 1:0 oder 2:0 gewonnen hätten«, lautete die gewagte These des Nationalmannschafts-Torwarts, »weil wir wissen, dass die Mannschaft nun Großes leisten muss.«
Im Jahr des Champions-League-Titels liefen die Münchner immer dann zur Hochform auf, wenn sie mit dem Rücken zur Wand standen - wie eben jetzt in Mailand. Ob aber die aktuelle Bayern-Truppe reif genug ist, ein Glanzstück vergangener Tage zu wiederholen, ist fragwürdig. Zu geschockt präsentierten sich die Münchner im Hinspiel nach dem merkwürdigen Elfmeterpfiff vor dem 1:1. »Wir können den Schritt gehen, der uns in den vergangenen Jahren nicht gelungen ist und ein großes Team ausschalten«, glaubt Kahn, für den diese Achtelfinalpaarung ein »tolles Finale« gewesen wäre.
Die Erinnerung an 2001 ist zwar wunderschön, die Bilanz in Auswärtsspielen bei italienischen Mannschaften dagegen ernüchternd: Alle drei Spiele beim AC Milan, zu Hause in der Champions League seit mehr als zwei Jahren unbezwungen, gingen verloren. In Italien gelang den Münchnern aber auch einmal die Wende: 1988/89 drehten sie im UEFA-Cup nach einer 0:2-Heimpleite noch bei Inter Mailand (3:1) das Spiel. »Da war die Situation hoffnungsloser«, erinnert sich Rummenigge, der fordert: »Wir können nur mit Herz und Leideschaft bestehen.«
Von den weiter schwelenden Gerüchten um den kurz bevorstehenden Vereinswechsel des Hinspiel-Torschützen Michael Ballack, der möglicherweise vor dem letzten Champions-League-Spiel für Bayern steht, werden sich die Münchener nicht beeinflussen lassen. Personell sieht es ohnehin gut aus: Auch Stürmer Paolo Guerrero, der zuletzt wegen Grippe gefehlt hatte, und Verteidiger Bixente Lizarazu, der unter Muskelproblemen litt, traten die Reise nach Italien mit an.

Artikel vom 08.03.2006