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In den Fußspuren ihrer Väter

Für die Arminen Marvin Studtrucker und Patrick Ellguth ist Fußball die schönste Nebensache

Von Christian Garstecki
Bielefeld (WB). Es heißt: Der gute Name verpflichtet. Doch die Almbuben Marvin Studtrucker und Patrick Ellguth fühlen sich deshalb nicht unter Druck gesetzt. Sie sind die Söhne der ehemaligen Bundesligaprofis Stefan »Studti« Studtrucker und Andreas »Butze« Ellguth, die in den 80er und 90er Jahren für den DSC Arminia Bielefeld am Ball waren.

»Der Junge soll sein eigenes Ding machen. Ich habe früher auch meines gemacht«, sagt Andreas Ellguth dazu, dass Sohn Patrick vermehrt auf seinen Vater angesprochen wird. Der 15-Jährige sieht das entspannt: »Ich empfinde es teilweise als anspornend, aber eigentlich ist es nebensächlich.«
Patrick kickte schon als kleines Kind mit seinem drei Jahre älteren Bruder zusammen. Zum DSC holte ihn im vergangenen Sommer sein jetziger U16-Trainer Matt Beadle. »Ich war beim SC Verl und wollte schon früher gerne bei Arminia spielen, weil das ein größerer Verein ist und ich mehr lernen wollte«, erklärt der Almbube. »Profi zu werden ist mein größter Traum und ich bin bereit, alles dafür zu geben«, sagt er mit entschlossenem Blick.
Patrick Ellguth besucht die zehnte Klasse der Realschule seines Heimatortes Verl im Kreis Gütersloh. »Nach der zehnten Klasse gehe ich ab und mache eine Ausbildung zum Sport- und Fitnesskaufmann«, hat er genaue Vorstellungen von seiner beruflichen Zukunft. Damit er allerdings seinem Profi-Traum ein Stückchen näher kommen kann, unterstützt ihn sein Vater. »Butze« Ellguth holt seinen Filius abends nach jedem Training vom Gütersloher Bahnhof ab. »Die anderen Strecken fahre ich mit Zug und Bus«, erzählt Patrick. Sonntags kutschiert ihn sein Papa immer zu den Spielen. »Ich muss meine Freizeit am Wochenende auf vier Kinder plus Frau verteilen«, schmunzelt der 41-jährige Familienvater, der zwei Textiliengeschäfte in Verl und Rietberg betreibt.
Andreas Ellguth sagt über Patrick: »Er hat eine große Statur und ist technisch ganz gut.« Diese Komponenten solle er auch weiterhin in die Waagschale werfen, um sich zu zeigen. Bereits belohnt wurde der Innenverteidiger für seine Leistungen beim DSC. Er durfte vorvergangenes Wochenende an einem Lehrgang der Westfalenauswahl in Kaiserau teilnehmen.
Mit von der Partie war auch sein Freund und U16-Teamkollege Marvin Studtrucker. »Das war ein tolles Erlebnis, das ich allerdings schon kennengelernt hatte«, sagt der 15-Jährige, der genau wie sein Vater Stefan »Studti« gerufen wird. Marvin war bereits in der Saison 2003/04 im erweiterten Kreis der Westfalenauswahl, wurde aus Verletzungsgründen aber aussortiert.
Jetzt ist der Stürmer wieder topfit und verfolgt dasselbe Ziel wie sein Kumpel Patrick: Profikicker zu werden. Vater Stefan findet dies »grundsätzlich sehr schön«, weiß aber aus eigener Erfahrung: »Bis dahin ist es noch ein weiter Weg.«
Für Marvin ist jedoch auch der berufliche Werdegang wichtig. »Ich konzentriere mich auch auf die Schule, weil im Fußball immer etwas passieren kann.« Auch Studtrucker senior sieht das so: »Die Bildung geht vor, Fußball steht an zweiter Stelle«, achtet er auf die schulischen Belange seines Sohnes.
»Studti« junior geht auf das Niklas-Luhmann-Gymnasium in Oerlinghausen. Dort besucht er die Jahrgangsstufe neun und will Abitur machen. Für die Zeit danach habe er allerdings »noch keinen Plan«.
Der Blondschopf kommt aus Asemissen und kickte dort in der Jugend des TuS. Im Sommer 2002 wechselte er vom SV Werl-Aspe zur U13-Mannschaft des DSC. »Da hab' ich noch viel mit Kumpels unternommen. Heute nutze ich meine wenige Freizeit, um zu lernen oder treffe mich mit meiner Freundin Romina«, plaudert er. Sein Vater sagt dazu: »Marvin muss einsehen, dass er nicht alles haben kann, sondern Prioritäten setzen muss. Er ist aber auf einem guten Weg«, findet der 39-Jährige, der für die Vermarktungsagentur »Sport Five« arbeitet.
Die beiden »Studtis« unterhalten sich auch privat viel über Fußball. »Wir quatschen gerne und ich gebe ihm natürlich auch mal Tips«, sagt »Studti« und rät Marvin genau wie »Butze« Ellguth seinem Filius: »Er soll seinen eigenen Weg gehen. Er ist noch jung ist, die Karriere wird sich von ganz allein entwickeln.«

Artikel vom 11.03.2006