27.02.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

E.ON droht Bieterkampf

Endesa: Spanier stocken Angebot auf

Madrid/Düsseldorf (dpa). Dem Energiekonzern E.ON droht bei der geplanten Übernahme des spanischen Stromversorgers Endesa ein milliardenschwerer Bieterkampf. Der spanische Konkurrent Gas Natural wolle die Offerte der Deutschen überbieten, berichtete die staatliche spanische Nachrichtenagentur EFE gestern unter Berufung auf Finanzkreise.

Zur Aufstockung seines Angebots wolle Gas Natural seine Verschuldung bis zur Grenze des Erlaubten erhöhen. Das Unternehmen werde pro Endesa-Aktie 27,50 bis 28,00 Euro bieten und damit das E.ON-Angebot leicht übertreffen. Die Spanier, die in einer ersten Offerte 21,30 Euro geboten hatte, werden ihr neues Angebot voraussichtlich am Dienstag bekanntgeben, hieß es weiter. Der Düsseldorfer E.ON-Konzern hatte je Endesa-Aktie 27,50 Euro geboten. E.ON will den größten spanischen Stromversorger für insgesamt 29,1 Milliarden Euro übernehmen und damit zum größten Energiekonzern der Welt aufsteigen.
Die Endesa-Führung hatte sich zuvor gegen einen Verkauf des Unternehmens ausgesprochen und die Aktionäre zur Ablehnung der Offerten von E.ON und Gas Natural aufgerufen. »Ich werde mich selbstverständlich keiner Übernahme anschließen«, sagte Endesa-Präsident Manuel Pizarro am Samstag auf der Hauptversammlung in Madrid. Die Angebote entsprächen nicht dem Wert des Unternehmens.
Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) hat die E.ON-Übernahmepläne unterdessen begrüßt. »Der Markt hat auf einen solchen Schritt gewartet«, sagte DSW-Landesgeschäftsführer Thomas Hechtfischer in einem Interview. Grundsätzlich sei es immer so, dass Widerstände bei Übernahmen dieser Größenordnung auftauchten. »Jetzt muss sich zeigen, ob eine Marktwirtschaft funktioniert.«
Die in Barcelona ansässige Gas Natural wolle - anders als E.ON - die Endesa-Anteile nicht ausschließlich in Bargeld bezahlen. Die neue Offerte sehe ebenso wie das erste Angebot vor, die Endesa-Anteile zu einem erheblichen Teil mit eigenen Aktien zu bezahlen.
Endesa-Präsident Pizarro hatte zuvor eingeräumt, das Angebot von E.ON sei besser als das von Gas Natural, zumal die Düsseldorfer vollständig in bar bezahlen wollten. Endesa sei jedoch mehr wert, betonte Pizarro. Endesa bestritt zudem, dass die E.ON-Offerte bereits vor Wochen mit dem deutschen Konzern ausgehandelt worden sei.
Zwar habe es mehrere Treffen mit dem E.ON-Management gegeben, sagte Endesa- Vizepräsident Rafael Miranda. Dabei sei es aber lediglich um die Möglichkeit eines Angebots gegangen. Verhandlungen oder Absprachen über die konkreten Bedingungen oder den Preis habe es nicht gegeben.

Artikel vom 27.02.2006