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RWE verweigert
Schadensersatz

»Schnee verursachte Stromausfall«

Essen/Münster (dpa). Der Stromriese RWE hat nach den Stromausfällen im Münsterland Ende November erneut Schadenersatzforderungen zurückgewiesen. »Wir haben nicht fahrlässig gehandelt«, erklärte der Vorstandsvorsitzende der RWE Energy AG, Berthold Bonekamp, gestern in Essen.
80 Masten waren wegen starker Belastung durch Schnee, Eis und Wind umgeknickt. Bis zu 250000 Menschen ohne Strom.

Die Stromausfälle seien allein durch eine extreme Wetterlage mit außergewöhnlichen Belastungen durch Schnee verursacht worden. Dies habe ein Gutachten des Sachverständigen Prof. Georg Thierauf von der Universität Duisburg-Essen ergeben.
RWE kündigte als Konsequenz aus den Stromausfällen an, die Sanierung der Strommasten zu beschleunigen. Außerdem will das Unternehmen die Qualität seiner Instandhaltungsmaßnahmen regelmäßig vom TÜV überprüfen lassen. Ferner sollen zusätzliche provisorische Spezialmasten angeschafft werden.
Das Münsterland sei damals von einer für die Region völlig untypischen Wetterlage heimgesucht worden, sagte Thierauf: »Es waren Jahrhundertlasten.« Außergewöhnliche Mengen an Niederschlägen mit besonders nassem Schnee hätten in Kombination mit starken Böen dazu geführt, dass sich in kurzer Zeit in großem Umfang Schneeanhaftungen an den Leitungen gebildet hätten. »Unter normgemäßer Belastung« seien alle betroffenen Masttypen standsicher. Eine Versprödung des seinerzeit verwendeten Thomasstahls sowie mangelnde Wartung schloss der Experte als Schadensursachen aus.
Von dem fünf Millionen Euro schweren RWE-Härtefallfonds seien bislang 3,5 Millionen Euro ausgezahlt oder zugesagt worden, sagte der Vorstandsvorsitzende der Regionalgesellschaft Westfalen-Weser-Ems, Knut Zschiedrich. Auch die restlichen Gelder sollen ausgezahlt werden, unter anderem an soziale Einrichtungen und Projekte. Nach Angaben der Bezirksregierung Münster sind bereits 2,2 Millionen Euro an betroffene Kommunen geflossen. Private Antragsteller erhielten 800 000 Euro. Den Kommunen waren Kosten vor allem für das Ausleihen von Notstromaggregaten und für die Betreuung von Helfern entstanden.

Artikel vom 16.02.2006