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Der »Sonnenkönig« kam, sang und siegte

Udo Jürgens begeisterte in ausverkaufter Seidensticker-Halle

Von Larissa Kölling
und Carsten Borgmeier (Foto)
Bielefeld (WB). Udo Jürgens trägt einen schwarzen Anzug mit rotem Futter, wirkt sehr elegant. Rot-Schwarz wird als Farbmotto an diesem Abend Musiker und Bühne bestimmen. Ein gereifter Gentleman, so präsentiert sich der musikalische Vollprofi, der trotz seiner 71 Jahre das von der ersten Minute des knapp dreistündigen Konzertes begeisterte Publikum in der ausverkauften Halle voll im Griff hat.

ÊDer Meister überzeugt auf seiner aktuellen - der inzwischen 20. - Tournee mit einer imposanten Werkschau. Udo Jürgens hat es geschafft, die alten und neuen Lieder, vom Opening bis zum üblichen Oldie-Medley mit seinen größten Hits, so in maßgeschneiderte Arrangements zu verpacken, dass sich dem Zuhörer immer wieder neue, spannende musikalische Aspekte eröffnen.
Jürgens hat mit dem Motto der aktuellen CD »Jetzt oder nie« ohne Zweifel den Nerv der Zeit getroffen. Das inzwischen 50. Album liefert den programmatischen Rahmen, der vom aufwändig instrumentierten Pepe Lienhard Orchester souverän umgesetzt wird.
Im ersten Teil des künstlerischen Feuerwerks gibt es fast ausschließlich neue Lieder und entsprechend überschaubaren Applaus. Dennoch spiegeln Stücke wie »Verdammt in alle Einsamkeit«, »Flieg mit mir« und »In allen Dingen lebt ein Lied« einen Künstler mit Lebenserfahrung, dem man gerne lauscht und dem man vor allem genau zuhört.
Kurz vor der Pause kommt dann der erste Hit: »Ein ehrenwertes Haus". Zu dieser Zeit ist der smarte Udo dann auch bereits von seinen Fans mit zahlreichen roten Rosen bedacht worden. Doch nicht nur ältere Damen sind dem Charme des »rüstigen Rentners« verfallen. Frauen, Männer, jung und alt schunkeln, schwofen und singen zu den Rhythmen des Meisters und des überzeugenden Pepe Lienhard Orchesters im Hintergrund. Der Orchestermeister kann für Udos Begleitung aus dem Vollen schöpfen: Bläser und eine Streichergruppe sowie ein überzeugender Backgroundchor sorgen neben der Rhythmusabteilung, den Gitarren und dem Keyboard für Hörgenuss mit Ausflügen in die Gefilde von Jazz, Rock und Klassik. Jeder Einsatz in diesem Konzert kommt sekundengenau,Ê teilweise dirigiert von Jürgens selbst. Von Zeit zu Zeit tritt auf ein Zeichen vom Mann am schwarzen Konzertflügel jemand aus dem Orchester vor und spielt ein Solo.
Alles hat der große Entertainer im Griff und demonstriert perfektes Handwerk beziehungsweise menschliche Hingabe an einen Job, den Jürgens bereits seit Jahrzehnten überzeugend beherrscht.
Richtig vom Hocker hauen kann der begeisterte Sportfan Jürgens seine Anhänger dann aber vor allem mit den Oldies. »Aber bitte mit Sahne« mit dem scheppernden Beat und den schneidend scharfen Bläsern hat dann an diesem Abend fast Funk-Rock-Charakter. Ein weiteres Mal gibt esÊ einen Höhepunkt bei »Ich war noch niemals in New York«, sanft umhüllt von Sinatras Ode an »New York, New York«.
Stehende Ovationen, tosender Applaus. Die Seidensticker-Halle bebt und vibriert noch, als die beiden im Bademantel absolviertenÊ Zugaben längst verklungen sind. Der Star schenkte das gute Stück übrigens freigiebig einem Fan. Eine große Show mit einem großen Entertainer. Und wer Udo Jürgens noch nie gesehen hat, sollte sich die Chance nicht entgehen lassen, den legendären Musiker einmal live auf der Bühne zu erleben. Eine Chance dazu haben die Ostwestfalen noch einmal zum Ende diesen Jahres. Am 27. Oktober wird Jürgens wieder in einem vom WESTFALEN-BLATT präsentierten Konzert beweisen, dass er den TitelÊ »Sonnenkönig des Pop« zu Recht verdient.
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Artikel vom 16.02.2006