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Auch Disl will
zur Siegerehrung

Beim Training traf sie alle Scheiben

Turin (dpa). 20 Schuss, 20 Treffer: Das reichte Uschi Disl beim Abschlusstraining für das Biathlon-Sprintrennen heute in San Sicario. Sie packte vorzeitig ihre Sachen zusammen.
»Ich fühle mich absolut sicher, stehe im Schwarzen wie eine Eins«, sagte die 35 Jahre alte Skijägerin vom Skiclub Moosham und verstaute zufrieden ihr Gewehr im Futteral. Der Ärger über Platz 13 mit fünf Strafminuten beim Einzelwettkampf ist längst verraucht. »Am Donnerstagabend will ich bei der Siegerehrung in Turin dabei sein«, kündigte die erfolgreichste olympische Medaillensammlerin der deutschen Skijägerinnen einen neuen Anlauf zum neunten Edelmetall an.
Mit acht Medaillen führt sie die Rangliste der Biathletinnen unangefochten an. »Mindestens eine soll dazu kommen. Dann hätte ich von allen fünf Olympia-Teilnahmen Medaillen«, hoffte die selbstbewusste Bayerin.
»Der Schießstand liegt mir wahnsinnig gut, und die Loipe kommt den Laufstärkeren entgegen. Alles passt. Auch das Rundherum stimmt. Ich schlafe im ruhigen Außenquartier in San Sicario traumhaft, das Essen ist sensationell gut«, sagte sie. Im Gegensatz zu den Kolleginnen hat sie sich direkt am Wettkampfort auf 1600 Meter Höhe einquartiert, und nicht im 500 Meter niedriger gelegenen Olympischen Dorf von Bardonecchia.
Um die Medaille zu erreichen, hat sie sich auf die Einzelrennen versteift. »An einen Staffelstart glaube ich nämlich nicht.« Doch Bundestrainer Uwe Müssiggang hat sich bei der Staffelaufstellung für die kommende Woche mit Martina Glagow (Mittenwald) als Startläuferin und Kati Wilhelm (Zella-Mehlis) zum Schluss erst zur Hälfte festgelegt. Ganz wichtig wird für die Staffelbesetzung der Ausgang des Sprints sein. »Für mich ist Kati beim Sprint über 7,5 Kilometer die klare Favoritin«, sagte Uschi Disl.
Der Bundestrainer hingegen räumt auch der bayerischen Frohnatur gute Chancen ein. »Hier haben wir endlich wieder Mal Strecken, auf denen man läuferisch eine Strafrunde kompensieren kann. Dass Uschi in toller Form ist, hat sie im Einzel mit der Laufbestzeit - gemeinsam mit der Schwedin Anna Carin Olofsson - bestätigt. Hier werden die starken Läuferinnen vorn sein. Sie müssen nur die Nerven behalten«, sagte Müssiggang voraus.
Auch deshalb hat er sich neben der vornominierten Katrin Apel (Frankenhain) für Uschi Disl, Kati Wilhelm und Einzel-Olympiasiegerin Martina Glagow entschieden, die alle am Montag in der Loipe schneller waren als die Olympia-Fünfte Andrea Henkel (Großbreitenbach). »Wir wollen unsere Erfolgsserie fortsetzen. Nachdem die Männer vorgelegt haben, möchten auch wir im zweiten Wettbewerb die zweite Medaille. Das Können dazu haben alle vier. Es muss nur wieder mindestens eine durchkommen«, sagte Müssiggang.

Artikel vom 16.02.2006