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Bilder wie eine Fata morgana

Galerie Jesse präsentiert bis Mitte März Werke von Baldin Ahmad

Bielefeld (uj). Sie liegen vor dem Betrachter wie verheißungsvolle Ziele nach langen Wüstenreisen: Städte, die der kurdischstämmige Maler Baldin Ahmad in Öl auf Leinwand bannt. Wie eine Fata morgana flimmern und flirren sie im gleißenden Sonnenlicht, wenn sie nicht von kühlen Mondstrahlen beschienen werden.

In den Bildern von Baldin Ahmad, der als Künstler nur unter Baldin firmiert, lockt der Orient wie ein Märchen aus Tausendundeiner Nacht. Gebäude mit Kuppeln, eng aneinander gebaut, aufgetürmt bis unter die Mondsichel, künden von Wärme und Energie. Mal scheinen sie im Rot der Wüste zu verglühen, mal spiegeln sie sich im nachtblauen Vordergrund wie auf einem stillen See.
Formal abstrahiert und reduziert auf gerade noch erkennbare Umrisse, entfalten die überwiegend Ton in Ton gehaltenen Arbeiten eine enorme farbliche Strahlkraft. Durch vielfache Schichtungen erreicht der Künstler zum einen Dichte und Komplexität, zum anderen aber auch das Flimmern und Flirren seiner Motive im Licht.
»Die imaginären Städte von Baldin sind geträumte Orte voller Licht und Farbe, die beim Aufwachen in unserer grauen Wüste untergehen. Sie sind Visionen und Aufforderung, unsere Welt zu verändern«, deutet Galerist Jürgen Jesse die Arbeiten.
Der Künstler wurde 1954 in Sulaymania in Kurdistan, dem heutigen Irak, geboren. Von 1969 bis 1974 studierte er in Bagdad und setzte sein Studium zunächst in Rom, später in Florenz fort. An der Universität Bologna schloss er 1982 im Fach Kunstgeschichte ab. 1989 erlangte Baldin die italienische Staatsbürgerschaft. 1990 ging er in die Niederlande, wo er bis lebt und arbeitet -Êim Wechsel mit Italien. 2004 begann er mit dem Ausbau seines Ateliers in der Toskana und mit der Planung eines kurdischen Museums für moderne Kunst.
Die Schau in der Galerie Jesse am Siekerwall 14a läuft bis zum 18. März und kann dienstags bis freitags von 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18.30 Uhr sowie samstags von 11 bis 15 Uhr besichtigt werden.

Artikel vom 16.02.2006