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Kirchengemeinde tief in roten Zahlen

Harte Einschnitte scheinen unabwendbar - Halbe Pfarrerstelle fällt weg

Von Stefan Küppers
Werther (SKü). Die evangelische Kirchengemeinde Werther steht vor schwierigen Zeiten. Die finanziellen Spielräume haben sich so dramatisch verengt, dass sehr harte Sparmaßnahmen schon in nächster Zeit unausweichlich erscheinen. Zudem verliert die Kirchengemeinde eine halbe Pfarrerstelle.

Im Rahmen der jährlichen Gemeindeversammlung am vergangenen Montagabend kam die Fülle der Probleme zur Sprache. Da ist zunächst eine personelle Einbuße, die mit dem Ausscheiden von Pfarrerin Christa-Marlene Staschen zum Jahresende 2006 eintritt. Die 61-Jährige geht in den passiven Teil ihrer Altersteilzeit. Aufgrund sinkender Gemeindegliederzahl (heute noch 7140) und eines besonderen Punktesystems im Kirchenkreis wird der/die Nachfolger/in nur noch eine halbe Stelle besetzen. Noch ist unklar, wie dieser Personal- und Stellenverlust inhaltlich und organisatorisch aufgefangen werden soll.
Auch beim Umgang mit den immer knapper werdenden Finanzmitteln wird die Gemeinde immer mehr gefordert. Finanzkirchmeisterin Margret Rüter nannte alarmierende Zahlen. So ist die Zuweisung an die Gemeinde aus Kirchensteuermitteln abermals abgesunken. Für 2006 wird mit nur noch 332 000 Euro gerechnet. Wie dramatisch hier der Absturz ist, verdeutlichen folgende Zahlen: In 2003 bekam Werther noch 415 000 Euro zugewiesen, für 2009 muss mit gar nur 260 000 Euro gerechnet werden. Obwohl der Etat für 2006 noch nicht fertiggestellt ist, kündigte Margret Rüter schon jetzt ein Haushaltssicherungskonzept an. Darum ist die Gemeinde auch dringlich auf eine Erhöhung des kommunalen Zuschusses für die drei kirchlichen Kindergärten angewiesen, worüber demnächst der Sozialausschuss entscheiden wird.
Margret Rüter rechnete der Versammlung im kleinen Saal des Gemeindehauses nüchterne Zahlen vor. Den 332 000 Euro Steúereinnahmen stehen alleine 263 000 Euro Personalkosten im Jahr (ohne Pfarrer) und 90 000 Euro Kostenanteil an den Kindergärten gegenüber. »Rechnet man nur die 35 000 Euro Energiekosten hinzu, sind wir schon in den roten Zahlen«, verwies die Kirchmeisterin auf ein wachsendes strukturelles Defizit im Haushalt, das durch weitere, pauschale Kürzungen der Verfügungsmittel um zehn Prozent nicht mehr aufgefangen werden könne. Jetzt sollen alle gemeindeeigenen Gebäude auf den Prüfstand, um zu entscheiden, von welchen die Kirche sich gegebenenfalls trennt. Außerdem brachte Margret Rüter eine Dienstvereinbarung zur Beschäftigungssicherung ins Gespräch, die in aller Regel mit schmerzhaften Einbußen bei Gehältern verbunden ist.
Pfarrer Hartmut Splitter, Vorsitzender des Presbyteriums, wünscht sich, dass die Gemeinde den notwendigen Prozess der Umstrukturierung selber steuert. Angesichts der Ausgangslage mahnte er zugleich: »Wir kommen um eine Diskussion über unsere Prioritäten nicht herum.« Außerdem teilte er mit, dass für die Nachfolge der zum 30. Juni ausscheidenden Leiterin des Haus Tiefenstraße, Gudrun Portmann, bereits zahlreiche Bewerbungen eingegangen sind.

Artikel vom 08.02.2006