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Kalorien geht es an den Kragen

Realschule Königstraße startet vorbildliches Projekt zum Thema Gesundheit

Von Per Lütje (Text und Fotos)
Löhne (LZ). Die Realschule Königstraße sagt Burgern, Fritten und süßer Brause den Kampf an. Die Zehntklässler haben sich in den vergangenen Wochen intensiv mit den Themen Gesundheit beschäftigt und unterzogen gestern die Schüler der sechsten Jahrgangsstufe einem Fitnesstest. Die Ergebnisse sollen künftig auch Einfluss auf die Gestaltung des Sportunterrichts haben.

»Gesundheit und Ernährung ist ein Schwerpunkt an dieser Schule«, erklärt Sport- und Biologielehrer Reinhard Kempe. Doch bei der Theorie wollten es die Jugendlichen nicht belassen und machten sich Gedanken, wie sie das Thema in die Praxis umsetzen können, um auch die unteren Jahrgangsstufen für einen ausgewogenen Speiseplan und sportliche Betätigung zu begeistern. Denn vor allem am Letzteren hapere es bei vielen Schülern, weiß Kempe aus seiner Erfahrung als Sportlehrer. »Bei vielen macht allein der Schulweg 30 bis 35 Prozent der täglichen Bewegung aus. Deswegen appellieren wir an die Eltern, dass sie ihre Kinder nicht zur Schule fahren, sondern laufen lassen.«
Wie wichtig körperliche Betätigung ist, führten die Jugendlichen den Sechstklässlern eindrucksvoll vor Augen. Katharina Rekate, Kerstin Haefs, Julia Dowe und Hilal Sert hatten ein Buffet aufgebaut und die Leckereien mit ihrem jeweiligen Kaloriengehalt versehen. So schlägt ein halbes Glas Cola bereits mit 75 Kalorien zu Buche, während die gleiche Menge Orangensaft gerade einmal die Hälfte zählt.
Um spürbar zu machen, wieviel Aufwand nötig ist, um Kalorienbomben wieder abzutrainieren, hatten sich die Schüler etwas Besonderes einfallen lassen. Jeder Proband durfte sich nach Herzenslust am Buffet bedienen. Auf einem Laufzettel wurden die verspeisten Kalorien vermerkt und addiert, die anschließend dann auf einem Fahrradtrainer oder am Springseil abtrainiert werden mussten. Wer also ordentlich geschlemmt hatte, musste entsprechend länger schwitzen. Die elfjährige Kaya hatte sich zurückgehalten und nur zwei Apfel- und ein Orangenstückchen sowie ein Glas Orangensaft verzehrt. »Dafür muss ich auch nur fünf Minuten Seilspringen«, hatte die Sechstklässlerin gelernt.
Kerstin Haefs aus der zehnten Klasse ist sich sicher, von dem Projekt bereits positiv in ihrem Essverhalten beeinflusst worden zu sein. »Wenn man merkt, wie lange man radeln muss, um die Kalorien zu verbrennen, macht das schon Eindruck. Das scheint auch bei den Jüngeren der Fall zu sein, da sie überwiegend zu den gesunden Sachen auf dem Büffet greifen.«
Die gestrige Aktion »Fit 4 School« (Fit für die Schule) soll auch Einfluss auf die künftige Unterrichtsgestaltung nehmen. An fünf Trainingsstationen konnten die Jugendlichen ihre Ausdauer, Koordination und Beweglichkeit unter Beweis stellen. »Jeder Teilnehmer erhält eine individuelle Auswertung seiner Leistungen. Daraus wiederum können Durchschnittswerte für jede Klasse erstellt werden, so dass wir erkennen können, in welchen Bereichen Nachholbedarf besteht«, erläutert Reinhard Kempe.
Der Realschullehrer ist sich darüber bewusst, über Nacht keine Wunderdinge erzielen zu können. »Wir haben einen Weg eingeschlagen, den wir weitergehen wollen. Und zwar nicht nur mit den Schülern, sondern auch mit den Eltern.« Diese sollen im Rahmen von Elternabenden in das Konzept einbezogen werden. »Übergewicht ist die Volkskrankheit Nummer eins, an der sich zum Beispiel Diabetes oder Bluthochdruck ableiten. Wenn wir den Schülern zeigen, dass gesundes Essen schmeckt und Bewegung Spaß macht, haben wir schon einiges erreicht«, sagt Kempe.

Artikel vom 08.02.2006