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Klare Abfuhr erteilt

Weser-Gymnasium schickt »Collegium« Buch zurück

Kreis Herford (man). Die rechtsextreme Einrichtung Collegium Humanum versucht, mit dem Weser-Gymnasium Vlotho ins Gespräch zu kommen. Geschichtslehrerin Inge Wienecke spricht von einer neuen Dimension. Ein Buch, das Collegium-Vorsitzende Ursula Haverbeck-Wetzel an die Schülervertretung schickte, wurde ungeöffnet zurückgebracht.

Auf dem Botenwege ließ die Schülervertretung die Publikation »Hans Meiser: Das Tribunal. Der größte Justizskandal der Weltgeschichte« in die Bretthorststraße bringen. Zudem verfassten Lisa Jahn, Lea Eickmeier und Daniel Tubies einen Brief an Ursula Haverbeck-Wetzel, der mit dem unmissverständlichen Satz endet: »Wir verbitten uns, von Ihnen belästigt zu werden.«
In dem Schreiben, das die wegen Volksverhetzung vorbestrafte Frau dem Buch beigelegt hatte, wird Adolf Hitler als »historische Persönlichkeit« bezeichnet. Die Kriegsverbrecherprozesse werden auf die Formel gebracht: »60 Jahre Urteil und Urteilsvollstreckung des Nürnberger Militärtribunals«.
Die politische Stoßrichtung dieser Begrifflichkeiten ist eindeutig. Zudem behaupet die Collegiums-Vorsitzende eine Sympathie mit den ehemaligen »sog. Alternativen«. Vorbesprechungen bei der Gründung der Grünen hätten im Collegium stattgefunden. Die Menschen seien Medienberichten gegenüber sehr kritisch gewesen. Anders heute, wo auch von Grünen gegen das Collegium demonstriert wird - laut Haverbeck Ausdruck »politischer Manipulation«.
Im Folgenden geht sie auf das Buch ein, regt eine Arbeitsgemeinschaft an und bietet an, der Autor könne in der Schule referieren.
Als die Schüler Brief und Buch erhielten, setzten sie sich sofort mit der Lehrerschaft in Verbindung und erörterten, wie darauf zu reagieren sei. Dabei spielte auch die Überlegung eine Rolle, so Direktor Dr. Helmut Heinze, ob man dem Collegium durch das Öffentlichmachen nicht auch ein Forum biete. Allerdings, so SV-Lehrer Wolfram Ropeter: »Wir haben uns entschieden, das publik zu machen, um zu zeigen, wie plump das Ganze ist.«
Dr. Heinze fühlt sich beim Lesen des Haverbeck-Briefes an Goebbels-Reden erinnert. Eigentlich sei es nicht das Niveau der Schule, auf so etwas zu reagieren, heißt es.
Trotzdem schrieben die Schüler einen deutlichen Brief, in dem sie betonen, dass das WGV demokratischen Werten verpflichtet sei: »Unsere Schüler werden zu Gewaltlosigkeit und Toleranz gegenüber anderen Kulturen erzogen. Der Nationalsozialismus aber ist keine politische Meinung neben anderen, sondern er steht für unzählige Verbrechen.« Ganz klar wird die Ablehnung des Collegium-Versuchs, Kontakt aufzunehmen: »Für wie dumm halten Sie uns? Schätzen Sie die heutige Gymnasialbildung in Fächern wie Geschichte, Religion oder Pädagogik so gering ein, dass wir Ihnen als Holocaust-Leugnern auf den Leim gingen?« Eines wird Haverbeck nun wissen: Weitere Schreiben ans WGV kann sie sich sparen.

Artikel vom 08.02.2006