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Ärzte: Kurzarbeitergeld
für Praxis-Helferinnen

Protest in Paderborn vor der Agentur für Arbeit

Von Bernhard Liedmann
Kreis Paderborn (WV). Beim bundesweiten Mittwoch-Streik der Ärzte wird es am Mittwoch, 1. März, in Paderborn eine besondere Aktion geben: Vor der Agentur für Arbeit werden Ärzte und Helferinnen Kurzarbeitergeld beantragen und hierfür demonstrieren.

Derzeit streiken bundesweit die Ärzte gegen Bürokratie im Gesundheitswesen und für mehr Versorgungssicherheit der Patienten. »Wir können in unserer sozialen Verantwortung unsere Helferinnen doch nicht einfach das Gehalt kürzen«, so Dr. Peter Brackmann aus Bad Lippspringe zu der Streik-Aktion, die er dem Kreisärzteverein (1200 Ärzte) am vergangenen Mittwoch vorgeschlagen hat und hier auf breite Resonanz gestoßen war.
Auch im März werden voraussichtlich an vier von fünf Mittwochvormittagen die Praxen geschlossen bleiben, der Umsatzverlust soll jedoch finanziell nicht auf dem Rücken der Helferinnen ausgetragen werden, deshalb wollen die Ärzte für diese Zeiten Kurzarbeitergeld für ihre Mitarbeiter beantragen. Je nach Beschäftigungsverhältnis könnten dann pro Helferinnen pro Mittwoch zwei bis fünf Stunden anfallen. Mit einigen hundert teilnehmenden Ärzten und Arzt-Helferinnen sei bei der Demonstration zu rechnen.
Beim Medizinischen Zentrum für Gesundheit, so Brackmann, sei schließlich auch Kurzarbeitergeld gezahlt worden. Die Agentur für Arbeit habe zwar durchblicken lassen, dass sie diese Anträge ablehnt, dennoch sei aus seiner Sicht die Forderung berechtigt. Beim Kurzarbeitergeld zahlt die Agentur für Arbeit 60 Prozent des Netto-Lohnes.
Auch heute werden die Protestaktionen der Ärzte fortgesetzt, Dr. Peter Brackmann als Initiator der Paderborner Aktion, geht mit dem derzeitigen Zustand des Gesundheitswesen hart ins Gericht: Fast alle seiner Kollegen lägen über dem Budget. Beispielsweise würde dann eine zehnminütige Beratung des Patienten mit 54 Cent bezahlt. Brackmann: »Auch wir können nicht unter den Gestehungskosten arbeiten!« Seitens der Politik werde zwar immer behauptet, dass die Kosten im Gesundheitswesen ständig stiegen, gemessen am allgemeinen Brutto-Sozialprodukt seien die Kosten in den vergangenen 20 Jahren aber proportional gleich geblieben Wenn die Politik amerikanische oder englische Verhältnisse wolle, müsse sie es dem Bürger auch sagen: Dass beispielsweise eine Dialyse ab 65 nicht mehr gezahlt wird oder dass es eine künstliche Hüfte nur bis zum Alter von 75 Jahren gibt.

Artikel vom 08.02.2006