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Keine »rosigen« Zeiten
für die Arbeiterinnen

Landfrauennachmittage zum Thema Blumenindustrie

Ahlsen-Reineberg (ber). Farbenfrohe Blumen bringen uns Freude in den kalten Winter, doch die Frauen, die am Äquator an der Blütenproduktion beteiligt sind, riskieren ihre Gesundheit und haben trotzdem kaum genug zum Überleben.

Darum geht es bei den diesjährigen Landfrauennachmittagen, zu denen der Bezirksverband Lübbecke der evangelischen Frauenhilfe gestern und heute nach Haus Reineberg einlädt. Gisela Gräber aus Espelkamp begrüßte am Montag als Organisatorin die 60 Teilnehmerinnen (weitere angemeldete Frauen ließen sich durch das Wetter abschrecken) und erwartete Dienstag noch einmal 40 Interessierte.
Die Andacht hielt Pfarrerin Heidrun Rudzio, bevor ihre Kollegin Birgit Reiche, Landfrauenbeauftragte der evangelischen Frauenhilfe in Westfalen aus Soest, den thematischen Teil des Nachmittags ausrichtete.
Gisela Gräber, Lieselotte Hüsemann und Margret Angelbeck hatten es in einem Anspiel schon anklingen lassen - über die Herkunft der schönen Blumen, die uns im Winter erfreuen, macht sich kaum jemand Gedanken. »Ich hatte gedacht, die kämen aus Holland und Spanien«, meinte eine der Frauen.
Doch weit gefehlt, klärt Birgit Reiche auf: Vom Äquator werden die Rosen zu uns geflogen, die Pflanzen kommen aus Kenia oder Ecuador, wo die Produktionsbedingungen alles andere als »rosig« sind. Häufig erledigen Frauen diese Arbeit, denen es verwehrt ist, sich gewerkschaftlich zu engagieren und die auch keinen Kündigungsschutz haben. Sie ruinieren ihre Gesundheit mit den Pestiziden, die bei der Blumenproduktion eingesetzt werden und verdienen nicht einmal genug, um ihre Familie von der Arbeit zu ernähren: In Kenia erhalte eine Frau an einem Tag weniger, als eine Rose bei uns im Laden koste, rechnete Birgit Reiche vor.
Doch es gibt seit einigen Jahren die Kampagne »Rosige Aussichten - und die Fairness blüht auf«, an der sich auch die Frauenhilfe in Westfalen beteiligt, so die Landfrauenbeauftragte. Sie rief dazu auf, beim Einkauf im Blumenladen öfter mal nach dem »Flower Label Programm« zu fragen, dessen Mitglieder sich verpflichtet haben, die Frauen fair zu bezahlen und Umweltschutzbedingungen einzuhalten. Gisela Gräber hat es ausprobiert und festgestellt: »Das gibt es auch bei uns im Altkreis.«

Artikel vom 08.02.2006