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Erinnerungen an
Minister Niermann

Plattdeutsches von Dullweber

Stemwede-Haldem/Levern (WB). In der heutigen Folge seiner plattdeutschen Geschichten schreibt Pastor Wilhelm Dullweber über eine Begegnungen mit dem früheren NRW-Landwirtschaftsminister Gustav Niermann.
Pastor Wilhelm Dullweber war jahrzehntelang Seelsorger im Pfarrbezirk Haldem-Arrenkamp-Ilwede. Der 70-Jährige ist ein Stemweder Urgestein und hält heute noch Gottesdienste ab, auch in plattdeutscher Sprache.

Dor wär ick fröcht, ob denn olle dei Geschichte vö vehr Wirken mett denn Landtag begriebm hätt. Un ick kann blauß seggen, datt es gaut laupm. Use Minsiterpräsident Jürgen Rüttkers heff mie glieks in sine Mundart trüggeschriebm. Nu heff ick wir ein gauet Dokument mehr in mine Sammlung.
So was dattauck wir vö morn. Ick wär wir upp denn Bericht ankürt. Un denn geiht ett trügge inne Politik. »Hess du denn wüst, datt hier bie uss, dei lütchen Politkers, wenn sei ein Postn hemm wolln un sei könn denn in öhre Partei nich kriegen, einfachdei Partei wechselt hätt?«
Man woll mie datt sogar bie Ministers klor maken. Doch denn käm wie upp Plattdüütsch un usen ärln Landwirtschaftsminister Gustav Niermann, hier seh man ja blaus Nierms Gustav tau öhne, tau kürn. Ick weit ner, segg dei eine, wie hei Minister wurn ess. »Hei kamm mett sien Auto ünn in Hahme bie Depenbrocks an. Doch dor wass denn Schluss. Nu mösse hei ümmestiegen in'n Kutschwagen un verspännig heff wie öhne ner Weihme brocht.
Gustav ünnehöllt sick hier mett dei Lür blauß upp Platt. Mien Süster, datt wurnt in Düsseldorf un Gustav hörr us mett nurm, weil wie bie Use einen Besuch maken wolln. Wie hönn eine Tied utmaket wann wie us vö denn Trüggeweg wir drepm wolln.
Dei Tied was oll längs vestrieken. Der heff ick an sien Büro ankloppet. Un ümme dei Ecke kirken. Gustav segg denn tau mie, datt ett doch ner ne Stunne dure, datt segg hei natürlich upp Platt. Un ein annere ut denn Zimmer segg tau Gustav: »Wenn sie so weiter mit den Leuten reden können, dann werden sie Erfolg haben«. Un denn Erfolg heff hei auck hat. Os ick in Hahme anföng, der heff ick öhne aul berle kin lernt, denn sine Vewandten dei wurnd im Arrenkamp.
Un so heff wie faken, nich blauß bie dei Vewandten, mett einanner kürt un diskutiert. Einmärl der segg hei tau mie: »Herr Pastor wenn sei so witer kürt, denn lutt datt, os wenn son Bur mett denn Knecht kürt, un ick bin dei Knecht«. Ick woll mi denn bie öhne entschuldigen, datt was woll ümmegreihet. Doch hei seh: Wenn man sick vö sine Arbeit un sien Beruf nich insettn dä, denn wurd dor nicks von, ick schöll os Christ un Pastauer man so witer maken, datt was gaut.
Ick mott seggen, datt ess auck bett Vöndage ner so vö mie. Tau sien siebzigsten Geburtstag wass ick denn mett mine Hei Wi Wi Wi s dor un wie hätt bie öhne uppm Hofe Musik maket. Dor kann ick mie ner gout ran erinnern. Kiek, sehr ess datt wesen.

Artikel vom 08.02.2006