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Machtkampf
in Frankfurt

DFB tagt: Wer wird Sportdirektor?

München (dpa). Franz Beckenbauer rät im Machtkampf um den Sportdirektor zur Doppellösung - Teammanager Oliver Bierhoff befürchtet eine offene Konfrontation. Vor der entscheidenden Präsidiums-Sitzung des Deutschen Fußball-Bundes heute (15.00 Uhr) in Frankfurt ist der Ausgang des Kandidaten-Duells zwischen Fußball-Trainer Matthias Sammer und Hockey-Coach Bernhard Peters offen, aber die Fronten sind im Vorfeld klar abgesteckt worden.

Bei der Besetzung der zentralen Position in der Nachwuchsarbeit des Verbandes geht es nur noch um Personen und nicht mehr um die Konzepte, für die sie stehen. Diese Entwicklung wurde auch von Bierhoff bedauert: »Jetzt besteht die Situation, die man nicht wollte. Und es heißt wieder: Klinsmann gegen DFB. Wer gewinnt, wer verliert?« Zur Entschärfung einer derartigen Lage empfahl Beckenbauer eine Vertagung der Entscheidung auf die Zeit nach der Weltmeisterschaft.
Bierhoff unterbrach extra seinen Urlaub auf den Malediven, um in der DFB-Zentrale Bundestrainer Jürgen Klinsmann bei der Durchsetzung des gemeinsamen »Peters-Planes« zu unterstützen. »Ich habe in die Suche nach einem Technischen Direktor die meiste Arbeit investiert«, sagte Bierhoff. Da wolle er auch bei der Entscheidung dabei sein und für das Konzept mit Peters werben. Bundestrainer Klinsmann selbst appellierte nochmals: »Es geht hier um die Zukunft des deutschen Fußballs. Der Wunsch ist, dass es einen fairen Gang geht.«
Beckenbauer kann zwar wegen WM-Terminen nicht nach Frankfurt kommen und direkt Partei ergreifen, aber mit einer »kaiserlichen« Empfehlung zu der von DFB-Präsident Theo Zwanziger propagierten Doppellösung bezog der WM-Chef vorab deutlich Stellung. »Ich habe mir das Anforderungs-Profil schicken lassen. Diesen Job kann einer allein kaum bewältigen. Für den wissenschaftlichen Teil kann ich mir Peters gut vorstellen und Sammer für die 'Arbeit am Mann'. Das muss ein Fußballer machen«, legte sich Beckenbauer fest.
Bayern-Manager Uli Hoeneß, der Sprecher des »Arbeitskreises Nationalmannschaft« der Bundesliga, votierte dagegen für die konträre Lösung mit einer Person, »egal ob die jetzt Sammer oder Peters heißt«. Einig sind sich Beckenbauer und Hoeneß darin, dass in Frankfurt ein Schlussstrich gezogen werden müsse - zumindest ein vorläufiger. Eine Sammer-und-Peters-Lösung halten Klinsmann und Bierhoff für problematisch, wenn nicht unmöglich. Beide stünden für verschiedene Konzepte, stellte Bierhoff fest.

Artikel vom 08.02.2006