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Eingefrorene Wünsche
ins Universum verdampft

»Freiluft«-Aktion mit 14 Künstlern zum Thema »Wärme«

Von Matthias Meyer zur Heyde und Hans-Werner Büscher (Fotos)
Bielefeld (WB). »Freiluft« im Juni (wie sechsmal bislang) ist was für Warmduscher, »Freiluft« wird in Eis und Schnee erst schön. Jedenfalls ließ die einzigartige Kunstaktion am Samstag auf dem Droop & Rein-Gelände keinen Besucher kalt.

»Hier muss man sich hinzwingen«, meinte Norbert Meier und bibberte. Sein selbstgebastelter Grill wärmte den BBK- und »Artists Unlimited«-Künstler nur unvollkommen, die Bratwürste bibberten mit, langsam füllte sich ein zum Fliegen bestimmter Gelber Sack mit heißer Abluft, erhob sich dann aber doch nicht wie gewünscht in die Lüfte. »Zu Hause, mit dem Fön, hat's noch geklappt«, versicherte Meier.
»Freiluft« versammelte 14 Künstler auf der windumtosten Industriebrache, und weil diese den Stadtwerken gehört, hatte jeder eine Installation zum Thema »Licht, Wärme, Energie« mitgebracht. Elisabeth Lasche funktionierte eine Waschmaschinentrommel zur Feuerstätte um, und wer wollte, gab für fünf Cent einen Eiswürfel in eine Bratpfanne. »Darin ist ein Wunsch eingefroren, den ich mittels Verdampfung ins Universum schicke«, erklärte die Künstlerin. Woher die Idee kam? »Ich wollte es warm haben . . .«
Kinderlieder zirpten durch die von Besuchern »Häschenschule« getaufte Installation - die Angelika Höger aber unter dem Titel »In einer Weile gelebt« in die spärliche Vegetation gesetzt hatte: Je zwei Plüschhasen versinnbildlichten die Paarbildung, die Schuhe, in denen sie steckten, verwiesen auf das Draußen-sein. »Die Idee kam mir bei der Inspektion des Geländes, auf dem lauter Kaninchen herumhoppelten«, sagte Angelika Höger vom Herforder MARTa.
Gereon Inger hängte Tontäfelchen auf ein Bambusgestell. Erst in der Dunkelheit von Taschenlampen beleuchtet, wurden von Friederike Mayröckers Gedichten inspirierte Texte und Zeichnungen sichtbar. »Ich kommentiere die weitverbreitete Sucht, das selbstgeschaffene Kunstwerk möge unvergänglich sein - hier bleibt es nur schemenhaft im Gedächtnis.«
Als sich die Dunkelheit über das Plateau senkte, erfreuten einige Feuerperformances das Publikum. »Ich bin hier, weil ich ein Herz für Verrückte habe«, gestand ein kunstsinniger Besucher. »Wir sind nicht irre, wir bringen Bielefelder Orte und die Kunst zusammen«, konterte Norbert Meier.

Artikel vom 06.02.2006