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»Westen darf nicht nachgeben«

Islamwissenschaftlerin warnt vor »moslemischer Leitkultur«

Bonn (dpa/lnw). Der Westen sollte sich nach Ansicht der Islamwissenschaftlerin Christine Schirrmacher in der Kontroverse um die umstrittenen Mohammed-Karikaturen »nicht einschüchtern« lassen.
»Verständnis und Respekt für religiöse Werte sind gut, aber einer politischen Instrumentalisierung und Inszenierung darf nicht nachgegeben werden«, sagte die Professorin und Leiterin des Instituts für Islamfragen der Evangelischen Allianz in Bonn. »Der Islamismus macht sich das zur Waffe.«
Eine Entschuldigung durch eine Regierung für einen an sich »harmlosen Vorgang« wie die Veröffentlichung der Karikaturen sei nicht angemessen, betonte Schirrmacher. »Das geht zu weit.« Die Islamisten wollten erreichen, dass der Islam auch in Europa unangreifbar werde. »Das führt zu einer moslemischen Leitkultur.«
Der Westen müsse in der Kontroverse aber beachten, dass Karikaturen zu Religion im Islam »keine Tradition« hätten und unbekannt seien, sagte Schirrmacher. »Wenn man den Propheten Mohammed auf diese Weise kritisiert, dann wird das als direkter Angriff gewertet.« Auch öffentlicher Spott etwa über die Medien gegen die Religion sei ein »Affront« und »außerhalb des Erlaubten«. Der Islam selbst kenne aber kein gleichberechtigtes Nebeneinander von Moslems und Angehörigen anderer Religionen.
In den arabischen Ländern sei auch das Prinzip der westlichen Pressefreiheit kaum nachzuvollziehen, erläuterte Schirrmacher. In diesen Ländern gebe es keine Pressefreiheit. Insgesamt sei es aber »nicht weise«, das ohnehin angespannte Klima auf diese Art über Karikaturen noch unnötig zu belasten. Dass gläubige Muslime sich persönlich durch die Karikaturen getroffen sähen, sei erklärbar. Aber es gebe politische Kräfte, »die das Eisen schmieden wollen, solange es heiß ist«.

Artikel vom 06.02.2006