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Selbstvorsorge und Solidarität wichtig

Neujahrsempfang im Haus Eggeblick: Interessanter Vortrag zur Zukunft des Sozialstaates

Halle (kg). Das christliche Menschenbild als Basis: Beim Neujahrsempfang im Altenzentrum Eggeblick ging es gestern um die Zukunft im Sozialwesen. Diakon Michael Weitzel, der Leiter des Hauses, begrüßte neben stellvertretender Landrätin Elke Hardiek und Kreisdirektor Christian Jung auch den Vize-Vorstandsvorsitzenden des Evangelischen Johanneswerkes, Karsten Gebhardt.

Vor zahlreichen Vertretern der Kommunen Halle, Steinhagen und Gütersloh, kirchlicher und anderer sozial tätiger Einrichtungen ging Gebhardt dem Thema nach »Weniger Staat geht nicht - Aspekte des Sozialstaats heute und morgen«. Seinen Vortrag hatte der Redner dabei in elf Thesen gegliedert: Obwohl die meisten Bürger wissen, dass sie in Zukunft mehr auf Eigenverantwortung setzen müssen, müsse man sich fragen, wohin sich der Sozialstaat entwickeln solle. Gebhardt sieht ein wachsendes Unverständnis dafür, dass Arbeitsplätze trotz bester wirtschaftlicher Ergebnisse abgebaut werden. Bürger erlebten Finanznöte in der kommunalen Versorgung und hofften, dass der Staat sie im Fall von Krisen nicht ins Bodenlose fallen lasse. Wichtig sei vor allem eine Vision eines neuen Sozialstaates. Der Staat habe zu lange Solidaritätsleistungen von oben zugemessen. »Der alte, vormundschaftliche Sozialstaat ist heute am Ende, nicht nur finanziell. Wir brauchen eine Entwicklung, die uns zu einer neuen Verbindung von Selbstverantwortung und Solidarität führt«, forderte er. Eine neue Zivilgesellschaft müsse sich stärker an Eigeninitiative, an der Sorge für sich selbst und an der Stärke des Menschen orientieren. Gebhardt: »Der Mensch hat die Freiheit, sich zu entscheiden. Er bleibt Gestalter seines Lebens«. Diese Selbstverantwortung sei auch Grundlage für die Sorge um andere. Für die Diakonie bedeute dies: die Selbstbestimmung des Menschen in anderer Weise ernst zu nehmen, alltagsferne, überbeschützte Räume gegebenenfalls aufzulösen, den Abschied von der karitativen Institution von der Einbindung in das staatliche Sozialmanagement und die Entwicklung zu einem Unternehmen, das sich dem Wettbewerb stellt. Der Staat muss sich seiner Ansicht nach entscheiden zwischen dem skandinavischen Sozialstaatsmodell und dem angelsächsischen Weg der vermehrten privaten finanziellen Zuständigkeit mit Folgen, die wohl zu »unvermeidbaren Ausgrenzungen einzelner Gruppen« führen.
Das Evangelische Johanneswerk selbst hat bekanntlich schon einige Schritte auf dem Weg in die Zukunft unternommen. Regionalgeschäftsführer Peter-Christian König freute sich darüber, dass die Region Gütersloh des Johanneswerkes vollständig durch den TÜV Nord zertifiziert worden ist.
Er überreichte die Urkunden, in denen eine hohe Qualität bescheinigt wird, an die Vertreter der Altenhilfezentren: Holger Schink (Hermann Geibel-Haus Gütersloh), Markus Bartsch-Mertens (Katharina-Luther-Haus Gütersloh), Bernd Fimmel (Matthias-Claudius-Haus Steinhagen), Angela Eggert (Eggeblick Halle). Das Qualitätsmanagement stellte Regionalbeauftragte Katja Grzybinski vor.

Artikel vom 04.02.2006