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Südafrika rückt am 3. März nah heran

»Regenbogennation Gottes« gibt die Liturgie des Weltgebetstages in Schlangen vor

Von Marion Dinand (Text und Foto)
Schlangen (SZ). Mit Gebäck nach südafrikanischen Original-Rezepten sowie Rooibus-Tee stimmten sich die Teilnehmerinnen des Vorbereitungstreffens am Donnerstagabend auf den Weltgebetstag am Freitag, 3. März, einstimmen, dessen Liturgie dieses Mal aus Südafrika stammt. Wie in jedem Jahr wird am ersten Freitag im März der Weltgebetstag gefeiert.

In Schlangen wechseln sich die Frauenkreise der drei Ortsteile mit der Vorbereitung und Ausrichtung ab, so dass dieses Mal ein Kreis von Frauen um Bettina Schmidt zu einem Vorbereitungstreffen ins Pfarrheim von St. Marien geladen hatte. Traditionell dient das Vorbereitungstreffen zum einen dazu, die Liturgie für den Gottesdienst und die dazugehörigen Lieder einzuüben und zum anderen das Land, seine Geschichte und jetzige Situation insbesondere die der dort lebenden Frauen durch Vorträge und Dias besser kennen zu lernen.
Dabei erfuhren die Frauen eine Menge über das Land an der Südspitze Afrikas. In seiner Fläche ist Südafrika etwa dreieinhalb Mal so groß wie Deutschland, aber mit 47 Millionen Einwohnern nicht so dicht besiedelt. Die Bevölkerung setzt sich aus etwa 79 Prozent Schwarzen, zehn Prozent Weißen und neun Prozent Farbigen zusammen. In Südafrika gibt es offiziell elf Landessprachen. Diese Vielfalt drückt sich auch in der vom Friedensnobelpreisträger Erzbischof Desmond Tutu geprägten Bezeichnung »Regenbogennation Gottes« aus.
Neben den großen Städten wie Kapstadt, Durban, Johannesburg, der Hauptstadt Tschwane, dem früheren Pretoria, und Soweto ist auch das Kap der guten Hoffnung bekannt, an dem sich der Atlantische und der Indische Ozean treffen. In Deutschland tritt Südafrika vor allem als Exporteur von Obst, Wein und Blumen sowie von Rohstoffen wie Gold und Diamanten in Erscheinung, stellten die zahlreich zu dem Treffen erschienenen Frauen fest. »Die Wiege der Menschheit« wird Südafrika auch genannt, weil Spuren auf menschliches Leben bereits vor etwa drei Millionen Jahren schließen lassen, lernten sie an diesem Abend. Die Besiedelung des Landes durch Weiße erfolgte im 17. Jahrhundert durch die Holländer, deren Nachkommen später als Buren regierten. Die weiße Minderheit unterdrückte die schwarze Urbevölkerung und machte sie zu Sklaven. Mit der Kolonialisierung durch die Briten im frühen 19. Jahrhundert wurde das Sklaverei zwar aufgehoben, aber die Rechte und Arbeitsbedingungen der schwarzen Bevölkerung waren weiterhin so schlecht, dass sich für sie außer der Nationalität der herrschenden Rasse nicht wirklich etwas veränderte. Die Rassentrennung, die als Apartheid 1948 durch die Verfassung festgesetzt und erst Anfang der 1990-er Jahre aufgehoben wurde, wirkt im heutigen Südafrika immer noch nach. Nelson Mandela und Frederik Willem de Klerk erhielten für ihr Engagement gegen die Apartheid 1993 den Friedensnobelpreis.
Besonders die Frauen hatten viele Benachteiligungen erfahren, da sie nicht nur aufgrund ihrer Hautfarbe, sondern auch aufgrund ihres Geschlechts diskriminiert wurden. Zwar ist das heutige Südafrika durch eine der modernsten Verfassungen der Welt bemüht, eine Gleichstellung in allen Bereichen zu ermöglichen, aber die höchste Vergewaltigungsrate der Welt und die Aids-Problematik lassen Erfolge nur langsam voran schreiten. Die Spenden und Kollekten im Zusammenhang mit dem diesjährigen Weltgebetstag, der unter dem Motto »Zeichen der Zeit« steht, sollen daher diese Bemühungen zur Verbesserung der Situation der südafrikanischen Frauen unterstützen.
Da der Weltgebetstag nicht eine bestimmte Glaubensrichtung vertritt und sich mittlerweile auch nicht nur an Frauen richtet, sind Menschen aller Konfessionen am 3. März um 19 Uhr in die Kirche St. Marien in Schlangen eingeladen, zusammen Gottesdienst zu feiern. Das Besondere ist, dass an diesem Tag auf der ganzen Welt dieser Gottesdienst mit der gleichen Liturgie aus Südafrika gefeiert wird.

Artikel vom 04.02.2006