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1000 Tote nach Fährunglück

Mysteriöser Untergang im Roten Meer - Fahrziel war Ägypten

Kairo (dpa/Reuters). Beim Untergang einer ägyptischen Fähre im Roten Meer sind wahrscheinlich weit mehr als 1000 Menschen ertrunken.
Ein Foto der »Al Salam 98«. Sie transportierte vor allem ägyptische Arbeiter in die Golfstaaten.

Die ägyptische Fähre »Al Salam Boccaccio 98« hatte am Donnerstagabend mit 1415 Passagieren und Besatzungsmitgliedern an Bord den saudiarabischen Hafen Dhiba verlassen. 90 Kilometer vor ihrem Ziel, dem ägyptischen Hafen Safaga, sank das Schiff. Das berichtete die ägyptische Nachrichtenagentur Mena. Nach Angaben der Rettungskräfte wurden bis Freitagabend 185 Leichen aus den Fluten geborgen. 293 Überlebende sind geborgen worden. Das erklärte der ägyptische Transportminister Mohammed Lutfi Mansur
»Wir erwarten nicht, viele Überlebende zu finden, da seit dem Untergang schon so viel Zeit vergangen ist«, sagte eine mit der Rettungsaktion vertraute Person. Zahlreiche Leichen wurden im Meer treibend entdeckt. Suchflugzeuge und Schiffe der ägyptischen Kriegsmarine waren im Einsatz.
Über die Hintergründe des Untergangs der Fähre gab es keine Informationen. Nach Angaben der Fährgesellschaft war das Wetter auf der Überfahrt schlecht. Es habe starker Wind geherrscht, und es habe geregnet. Einen letzten Funkkontakt soll es am Donnerstagabend um 21 Uhr gegeben haben. Ein Notruf sei von keiner Küstenstation aufgefangen worden, sagte Adel Schukri von der Kairoer Al-Salam Maritime Transport Company, der das Schiff gehört. Die ägyptische Nachrichtenagentur Mena berichtete jedoch, das in Gegenrichtung fahrende Schiff »Saint Catherine« habe ein Notsignal empfangen. Der Kapitän der »Al Salam 98« habe mitgeteilt, das Schiff drohe zu sinken. Mehrere Verletzte wurden in einem Krankenhaus im Urlaubsort Hurgada versorgt. Im Hafen von Safaga drängten sich Tausende von Angehörigen und warteten auf Neuigkeiten über das Schicksal ihrer Lieben.
Die 35 Jahre alte Fähre hatte Dhiba, den nördlichsten saudiarabischen Hafen am Roten Meer, um 20.30 Uhr Ortszeit verlassen. In Safaga hätte sie um 2.30 Uhr ankommen sollen.
Auf der Strecke hatte es schon mehrfach Unglücke gegeben. Mitschuld daran ist oftmals der Einsatz älterer Autofähren vom Roll-on-Roll-off-Typ, die bei Experten als gefährlich gelten. »Die Schiffe haben eine Bug- und eine Heck-Klappe und dazwischen Autodecks im Stil riesiger Tiefgaragen«, erläuterte der Leiter des ADAC-Fährentests, Jens-Peter Hoffmann. »Läuft vorn Wasser herein, breitet es sich schnell im ganzen Schiff aus, und die Fähren können leicht umkippen.« Aus aller Welt

Artikel vom 04.02.2006