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Kino-Ecke im WESTFALEN-BLATT

Zwei neue Filme sind auf dem Spielplan des Warburger »Cineplex«: »Eine zauberhafte Nanny« und »Sommer vorm Balkon«.
»Sommer vorm Balkon« entstand nach dem Buch von Wolfgang Kohlhase. Regie führt Andreas Dresen, der schon mit »Halbe Treppe« gezeigt hat, dass ihm die Probleme der einfachen Menschen besonders am Herzen liegen.
In »Sommer vorm Balkon« wird die Geschichte zweier nicht mehr ganz jungen Freundinnen erzählt, die mit unterschiedlichem Geschick und aller Lebenserfahrungen und Rückschläge zum Trotz die Suche nach dem Glück nicht aufgegeben haben. Die rundrum stimmige melancholische Kommödie über Liebe, Freundschaft, Solidarität, Arbeitslosigkeit und Einsamkeit vermittelt die angeschnittenen Themen völlig unaufdringlich und beweist trotz der nachdenklichen Grundstimmung ein subtiles Gespür für das Komische im Alltag.
Überzeugende Darsteller (Inka Friedrich und Nadja Uhl), der fast dokumentarische Anstrich und die kluge Musikauswahl machen den Film zum Erlebnis: sehenswert.
Der zweite neue Film, »Eine zauberhafte Nanny« ist liebenswert. Die sieben renitenten Kinder eines Witwers finden ihre Meisterin in einem Kindermädchen, das auch vor Einsatz von Magie nicht zurückschreckt und sie zwingt, die Konsequenzen ihrer Handlungen zu erkennen. Dadurch wird die »Nanny« bald zur Verbündeten der Rasselbande.
Der visuell reiche, gut gespielte Film hat mit Emma Thompson und Colin Firth zwei Weltklasseschauspielerinnen zu bieten. Er entführt mit respektlosem Witz in eine liebevoll-überkandidelte Märchenwelt. Bei allem Spaß und dem vielen Ulk kommen auch ernstere Untertöne über mangelnde Kommunikation zwischen Erwachsenen und Kindern zum Tragen.
Aus der Vorwoche sind noch die Filme »Himmel und Huhn« (auch im Borgentreicher »Central«), »München« und »Goldene Zeiten« im Programm.
»Himmel und Huhn« ist wieder ein perfekter Zeichentrickfilm aus dem Hause Disney. Hühnchen junior schlägt vor einem unbekannten Flugobjekt Alarm - doch es war eine Falschmeldung. Daher schämt sich auch sein alleinerziehender Vater seinetwegen. Junior rehabilitiert sich schließlich und gewinnt die Baseball-Schulmeisterschaft. Plötzlich melden sich die Aliens wieder.
Der ganz auf Computeranimation setzende Trickfilm sprüht nur so vor Lebensfreude, Humor und Nächstenliebe. An diesem Streifen haben auch Kinder ab drei Jahren ihren Spaß: sehenswert.
Steven Spielbergs »München« lässt den Zuschauer ratlos zurück. Die Geschichte vom Überfall in München 1972 kennt jeder. Das, was im Anschluss geschah, nur wenige. Zwar werden alle palestinenser Terrorristen, die den Überfall zu verantworten hatten, von den Israelis aufgespürt und getötet, dennoch hat Spielberg diesen Film als »Aufruf zum Frieden« konzipiert. Zum Schluss endet er in einem moralischen Essay zur Völkerverständigung. Der Film ist über weite Strecken ein spannender Actionfilm, dann - gewollt-politisches Traktat. Von keinem Film wurde in den vergangenen Monaten mehr geredet als von diesem. Steven Spielberg bleibt der Mann, der in seinen Filmen für Furore sorgte - so auch hier.
»Goldene Zeiten« ist der dritte Teil der Ruhrpottkommödien von Peter Thorwarth. Der Film ist mitunter etwas derb, aber das war »Was nicht passt,wird passend gemacht« auch.
Für die Kinder läuft immer noch »Der Herr der Diebe« und - nur am Sonntag als Preview - der neue Film von Cornelia Funcke »Die wilden Hühner«.
In der kommenden Woche werden am Dienstag und Mittwoch im Rahmen einer Seminarreihe die Nazi-Filmen »Wunschkonzert« und »Sieg des Glaubens« gezeigt.
Das genaue Programm mit Spielzeiten und -orten finden sie unter der Rubrik »Was, wann, wo« auf Lokalseite 2

Artikel vom 04.02.2006