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Immer weniger Jungen im Abitur

Entwicklung spiegelt sich in Statistik des Gymnasiums und der Gesamtschule wider

Von Marc Schmedtlevin
und Michel Winde
Bad Oeynhausen (WB). Machen Mädchen häufiger Abitur als Jungen? Einer Studie des Landesamts für Datenverarbeitung für Statistik (LDS) zufolge lautet die Antwort eindeutig »Ja«. Auch in Bad Oeynhausen setzt sich dieser Trend durch. In diesem Frühjahr werden in der Kurstadt 103 Mädchen und nur 86 Jungen zu den Prüfungen für die Allgemeine Hochschulreife antreten.

Hannelore Ziegler-Bruns, Schulleiterin am Immanuel-Kant-Gymnasiums (IKG), erklärt sich diese Zahlen so: »Das Phänomen ist auf das Lernverhalten zurückzuführen. Mädchen sind meistens fleißiger, anpassungsfähiger und ordentlicher als Jungen. Ausnahmen bestätigen dabei natürlich die Regel.« Dies bekräftigt auch der Oberstufenleiter der Bad Oeynhausener Gesamtschule, Dirk Rahlmeyer. Denn auch dort stehen dieses Jahr erstmals Abiturprüfungen an. Außerdem, fügt er hinzu, seien Jungen nicht so konzentrationsfähig wie Mädchen.
Schon von den Grundschulen wechseln mehr Schülerinnen an das Kant-Gymnasium als Jungen. Auch darin begründet sich die Überzahl der Mädchen. Von insgesamt 1 533 Schülern am IKG sind derzeit 818 weiblich.
Auch in der Entwicklung der Abiturienten am IKG spiegelt sich der Trend, dass immer mehr Mädchen die Allgemeine Hochschulreife erlangen, wider. Waren es beispielsweise 1995 noch 48 Schüler und 59 Schülerinnen, so lagen diese Werte im vergangenen Jahr bei 56 beziehungsweise 77.
»Das ist doch schon lange so«, fasst Hannelore Ziegler-Bruns zusammen. »In den vergangenen Jahren ist dieser Unterschied nur noch eklatanter geworden.«
Damit liegt die Stadt Bad Oeynhausen im Durchschnitt auf Kreisebene. Auch im Mühlenkreis Minden-Lübbecke hat sich die Differenz zwischen Abiturienten und Abiturientinnen im Laufe der zurückliegenden zehn Jahre mehr als verdoppelt. Dabei war es früher genau anders herum. »In den Nachkriegsjahren gab es kaum Mädchen, die Abitur machten. Jungen waren deutlich in der Überzahl«, weiß die Schulleiterin.
Ein Klischee besagt, dass Mädchen sprachlich begabter sind, Jungen sich hingegen mehr für naturwissenschaftliche Fächer interessieren. Ziegler-Bruns kann dies aus eigener Erfahrung nur bestätigen. »Leistungskurse wie Physik, Informatik oder Mathematik sind an unserer Schule zu schätzungsweise 90 Prozent mit Jungen besetzt. Fächer wie Französisch oder Deutsch wählen dafür hauptsächlich Schülerinnen als Leistungskursus.«

Artikel vom 08.02.2006