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Nullnummer als Aufbauhilfe

Köln muss mit einem kleinen Fortschritt zufrieden sein

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Köln (WB). Was hätte man dem 1. FC Köln schon vorwerfen sollen nach dieser Partie? Dass er zum 14. Mal hintereinander keinen Bundesliga-Sieg geschafft hat, weiß er schon selbst.

Trotzdem fand der Tabellen-Vorletzte das 0:0 gegen den VfB Stuttgart gar nicht einmal so übel. Trainer Hanspeter Latour wertete die Nullnummer jedenfalls als Aufbauhilfe für eine schon niedergestreckte Mannschaft. »Wir haben kein Gegentor kassiert. Das gibt Selbstvertrauen. Ich schätze diesen Punkt sehr.« Ob er sich auch als nützlich erweist, wissen die Kölner, soviel räumte auch der neue Schweizer Chefcoach ein, vielleicht erst am Ende der Saison.
Für dieses Mal musste der FC mit dem kleinen Fortschritt zufrieden sein, auch wenn der in der Liga-Rangliste gar keiner war. 0:0, Platz 17. Aber die »0« stand bei den Kölnern hinten schon seit dem 6. August 2005 nicht mehr. Damals gewannen sie 1:0 gegen den FSV Mainz 05. Es war der erste Spieltag, danach wurde die FC-Bude häufig zum Abschuss frei gegeben.
43 Mal kramte Stefan Wessels in dieser Saison schon die Kugel aus dem Kasten. Klar, dass der beklagenswerte Keeper unter diesen Umständen gar nicht so recht wusste wie ihm geschah gegen Stuttgart. Da räumte die von Trainer Latour zur Dreierkette Sinkiewicz, Zivkovic und Alpay ummodellierte Abwehr plötzlich konsequent und kompromisslos auf. Wessels wehrte ab, was dennoch durchkam. Das tat er großartig, beim VfB-Pfostentreffer von Gentner half dem Torwart dann noch verdientermaßen das Glück.
Für einen möglichen Sieg kamen die Kölner am Ende kaum noch in Frage. Latour verzichtete darauf, auf alles oder nichts zu gehen. Das Unentschieden ist gegen auswärts noch unbezwungene Schwaben wie der Spatz in der Hand. Der Trainer: »Damit haben wir etwas in der Tasche. Unsere Situation sehe ich noch nicht so schlecht, dass ich es riskieren wollte, diesen einen Punkt zu verschenken.« Alle im Team schlossen sich dem einsichtigen Eidgenossen jedoch nicht an. »Ein Punkt hilft nicht weiter«, klagte Nationalspieler Lukas Podolski, »wir brauchen Dreier.«
Den hatte gegen die Ex-Kollegen vom VfB Marco Streller auf dem Fuß. Doch die frühe »Vorlage« des ehemaligen Mitspielers Matthieu Delpierre (11.) vermochte der FC-Stürmer nicht zu verwerten. Überhastet zielte er weit am Tor vorbei. »Timo Hildebrand ist ein sehr guter Torwart und kennt mich genau. Er weiß, dass ich gern dribble. Da habe ich gedacht: Probier' etwas anderes und schieße sofort. Jetzt habe ich sicher eine schlaflose Nacht«, berichtete Streller später über die größte Gelegenheit und seine Gefühle dazu. Aber dabei lächelte der Schweizer und zeigte so, dass die Lichter noch brennen in Köln.
Wenn der FC die Laterne nicht will, muss er nun morgen im Kellerduell in Kaiserslautern be-stehen. Die Sehnsucht im Team ist groß: Hinten darf's gern wieder die Null sein, und vorn dazu ein Tor.

Artikel vom 06.02.2006