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Kathrin Adämmer ist Leiterin der Regionalstelle West, dem früheren Jugendamt. Foto: Judith Frerick

24 Kinder aus Versmold im Heim

Stadt ist nach Fallzahl Brennpunkt

Versmold (hj). 24 der 32 Kinder, die im vergangenen Jahr durch die Regionalstelle West in Heime eingewiesen wurden, kamen aus Versmold. Die Unterbringung von Kindern in Heimen kostet pro Monat und Kind rund 4000 Euro. Diese Zahlen nannte Regionalleiterin Kathrin Adämmer am Donnerstag in der Sitzung des Jugend-, Kultur- und Schulausschusses

In den Jahren zuvor sahen die Zahlen der zwangsweise in Heime eingewiesenen Kinder ähnlich aus -Ê2004: 31, 2003: 30. »Diese Einweisungen gehen uns nahe«, sagte die Regionalstellen-Leiterin, als sie den Ausschussmitgliedern über die Jugendhilfemaßnahmen berichtete. »Die Kinder sind sexuell missbraucht oder ihre Eltern oder Elternteile als unfähig zur Kindeserziehung eingestuft worden«, nannte Adämmer Gründe.
Doch die wahren Ursachen würden sehr viel tiefer liegen. »Eindeutig beschreiben können wir die Gründe nicht.« Sie seien individuell verschieden und sehr vielfältig. Es mangele jedoch in den meisten Fällen an Erziehungskompetenz. »Hier müsste man beispielsweise auch die Sprachbarrieren, die teilweise noch sehr ausgeprägt sind in einigen ausländischen Familien, minimieren. Außerdem überlegen wir uns zurzeit, warum immer noch nicht die meisten Eltern ihren Kindern einen Platz in einer Tageseinrichtung gönnen. An Lösungen arbeiten wir, ein Patentrezept gibt es jedoch nicht.«
Dennoch werde in Versmold viel getan. »Es hat sich seit unserer Etablierung im Jahr 2000 vieles in Versmold entwickelt«, sagte Adämmer. Als positiv stellte sie die Einrichtung einer Mutter-Kind-Station für jugendliche Mütter im CJD heraus, oder die ambulanten Dienste und die soziale Gruppe im CJD, die sich derzeit um sechs Kinder aus Versmold und zwei aus Harsewinkel kümmert. Auch die Elternschule durch Detlev Gehrke fördere die Erziehungskompetenz in Versmold. In diesem Sinne müsse man diese Maßnahmen fortsetzen. »Es gibt leider keine Schule für Eltern, wie sie ihre Kinder erziehen sollten. Wir müssen sicherlich auf unterschiedlichen Ebenen arbeiten, aber in kleinen Schritten und nicht alles auf einmal wollen«, ergänzte Adämmer.
Das unterstützte auch Bürgermeister Thorsten Klute. »Wir versuchen zurzeit, Elternarbeit zu institutionalisieren und erarbeiten mit den Kindergärten ein entsprechendes Konzept. Ich warne davor, die Erwartungen zu hoch zu schrauben, denn Erfolge stellen sich erst in den nächsten Jahren ein.« Im März will Klute das Konzept der Kommunalpolitik im Fachausschuss vorstellen.

Artikel vom 04.02.2006