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Vergangenheit niemals vergessen

Realschüler erinnerten an Theodor Roeingh und Johannes Diedrich

Von Herbert Sobireg
Beverungen (WB). An zwei bedeutende Beverunger Bürger erinnerten die Realschüler bei der Gedenkveranstaltung für die Opfer des Nationalsozialismus an der Meyerfeldstraße in Beverungen. Theodor Roeingh und Johannes Diedrich wurden 1945 Opfer des grausamen NS-Regimes.

Schülersprecher Sebastian Koch begrüßte zu diesem vom früheren Bundespräsidenten Roman Herzog im Jahre 1996 initiierten Gedenktag zahlreiche Bürger der Stadt Beverungen, darunter auch mehrere Kommunalpolitiker, an der nach einem früheren jüdischen Mitbürger benannten Meyerfeldstraße. Diese Straße war für diese Veranstaltung in der Erinnerung gewählt worden, dass es in Beverungen eine jüdische Gemeinde gab.
»Auch in der Schule beschäftigen wir uns ausführlich mit der Zeit des Nationalsozialismus, lesen Texte, sehen Bilder aus der Zeit des Dritten Reiches und erfahren viel über Theorien und Strukturen des nationalsozialistischen Systems«, so der Schülersprecher weiter. Unter dem Motto »Gegen das Vergessen« laufe ein Kreativprojekt an der Realschule, an dem sich alle Schüler beteiligen können. Weiter wies er darauf hin, dass im März drei 10er Klassen der Realschule nach Buchenwald fahren würden, um Geschichte vor Ort nachspüren zu können.
»Wir glauben, dass es wichtig ist, sich unsere gemeinsame Vergangenheit immer wieder vor Augen zu halten und nicht zu vergessen, wie Menschen ausgegrenzt und verfolgt wurden, denn die, die sich ihrer Vergangenheit nicht erinnern, haben auch keine Zukunft«, meinte Koch.
SV-Lehrerin Claudia Güthoff erinnerte die Teilnehmer daran, dass diese Gedenkstunde in Beverungen inzwischen bereits zum fünften Mal abgehalten werde. Dem damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog sei es mit der Einrichtung dieses Tages darum gegangen, vor allem junge Menschen zu einem »DenkTag« - zu Gedenken und Nachdenken - aufzurufen.
Im Mittelpunkt der Gedenkveranstaltung standen die beiden Beverunger Bürger Johannes Diedrich und Theodor Roeingh, die seinerzeit unter den Repressalien der Nazis leiden und schließlich sterben mussten. Diedrich sei im Alter von 55 Jahren im Außenlager Sangershausen des Konzentrationslagers Dora-Mittelbau gestorben. Nach Aussagen von Mithäftlingen sei Theodor Roeingh im März 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen an Fleckfiebertyphus oder nach der Räumung des Lagers Sachsenhausen auf dem anschließenden Marsch an Erschöpfung gestorben.
Um an alle aus Beverungen unter den Nazis verstorbenen jüdischen Mitbürger zu erinnern, verlasen Lukas Hilleke und Marian Redlich abwechselnd die Namen der 41 Verstorbenen.
Abschließend zündeten die Schüler Kerzen an, die Licht warfen und dunkle Schatten vertrieben und zogen im Schweigemarsch mit allen Teilnehmern durch die Stadt zum Gedenkstein an der Stelle, an der einst die Beverunger Synagoge stand. Als Erinnerung und Mahnung wurden die Kerzen am Stein abgestellt.

Artikel vom 04.02.2006